Sondermarke zum 100-Jährigen der Steuerverwaltung
Was gibt es denn da zu feiern?

«Steuern für die Schweiz», lautet das Jubiläumsmotto der Eidgenössischen Steuerverwaltung zu ihrem 100. Geburtstag. Im Jubiläumsjahr will sie bei der Bevölkerung «das Verständnis für Steuern erhöhen». Nicht zur Freude aller.
Publiziert: 23.01.2015 um 22:38 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:44 Uhr
Die Sondermarke zum 100-Jahr-Jubiläum der Eidgenössischen Steuerverwaltung ist ab 5. März am Postschalter erhältlich.
Von Ruedi Studer

Kaum einer bezahlt sie gerne, doch kein Staatswesen funktioniert ohne sie: Steuern. Der Bund kassiert jährlich knapp 61 Milliarden Franken an Steuern.

Der Löwenanteil – nämlich 49 Milliarden – fliesst dabei via die Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV) in die Bundeskasse. Und just diese feiert dieses Jahr ihr 100-jähriges Bestehen.

1915 erhob der Bund nämlich erstmals eine eigene direkte Steuer: Die Kriegssteuer wegen des Ersten Weltkriegs. Weitere Bundessteuern folgten bald.

Museumsnacht und Briefmarke

«Steuern für die Schweiz», lautet das Jubiläumsmotto. Dabei setzt sich der eidgenössische Steuervogt ein heeres Ziel: «In ihrem Jubiläumsjahr will die ESTV das Verständnis für Steuern erhöhen», erklärt Sprecherin Dominique Späth.

Deshalb ist die ESTV am 20. März an der Berner Museumsnacht im Bundesarchiv präsent, dokumentiert auf einer speziellen Jubiläums-Homepage ihre Geschichte, geht an schweizerischen Mittelschulen auf Vortragstour und plant auch ein wissenschaftliches Kolloqium.

Der Höhepunkt: Eine eigene Sondermarke! Die Briefmarke zum Nennwert von 1 Franken wird heute erstmals der Öffentlichkeit präsentiert – und ist ab 5. März am Postschalter erhältlich. Die ESTV selber ist mit dem Anliegen für eine Sondermarke an die Post gelangt – und diese nahm die Idee auf, wie Post-Sprecher Bernhard Bürki bestätigt. 

Für das Jubiläum sind 400'000 Franken budgetiert.

Trauerjahr für SVP-Heer

Die Feierlichkeiten seien berechtigt, lobt BDP-Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf in einer Grussbotschaft. «Was die ESTV tut, ist nie Selbstzweck, sondern sie fühlt sich als ‘Beschafferin’ des weitaus grössten Teils der Bundeseinnahmen dem Wohl und dem Gedeihen der Schweiz verpflichtet.»

Einer mag sich von der Festlaune nicht anstecken lassen – im Gegenteil: «Das ist für mich ein Trauerjahr und eine Verschleuderung von Steuergeldern. Die ständig steigenden Steuereinnahmen sind kein Grund zum Jubeln», sagt SVP-Nationalrat Alfred Heer, Präsident des Bundes der Steuerzahler. «Etwas zu Feiern gibt es erst, wenn  bei der Bundesverwaltung das Verständnis für weniger Staatsausgaben steigt – und die Steuerbelastung sinkt.»

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