Solarstrom reicht nicht aus
Für die Klimaziele braucht die Schweiz viermal so viel

Schweizer Forscher fordern drastischen Ausbau erneuerbarer Energien: Solarkapazität soll vervierfacht, Windenergie verachtzigfacht werden. Ohne Subventionen sei das Klimaziel 2050 nicht zu schaffen.
Publiziert: 09:28 Uhr
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Aktualisiert: 10:23 Uhr
Um die Klimaziele zu erreichen, braucht die Schweiz viermal so viele Solaranlagen.
Foto: IMAGO/Christian Ender

Darum gehts

  • Schweiz braucht mehr Strom aus Wind und Sonne für Klimaziele
  • Forschungskonsortium untersucht Möglichkeiten zur Erreichung der Energieziele bis 2050
  • Solarstromkapazität muss vervierfacht, Windturbinen-Kapazität 80-mal grösser werden
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Um die Schweizer Klimaziele zu erreichen, braucht es deutlich mehr Strom aus Wind und Sonne. Zu diesem Schluss ist ein neuer Bericht eines Schweizer Forschungskonsortiums gekommen.

Die Schweiz plant, bis 2050 rund 60 Prozent ihres Strombedarfs mit neuen erneuerbaren Energiequellen wie Photovoltaik, Windenergie oder Biomasse zu decken. Der neue Bericht habe nun erstmals umfassend untersucht, wie das gelingen könne, teilte die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich mit.

Das Resultat des Berichtes ist eindeutig: Die Kapazität der installierten Solarstromanlagen müsste dafür im Vergleich zu heute vervierfacht werden. Die Kapazität der Windturbinen müsste 80-mal grösser werden. «Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass erhebliche Subventionen notwendig sind», heisst es im Bericht.

Es braucht mehr Subventionen

«Dieser starke Zubau an Photovoltaik und Windenergie bis 2050 ist ohne griffige Subventionen kaum vorstellbar», wurde Studienmitautor Giovanni Sansavini von der ETH Zürich in der Mitteilung zitiert.

Das im Juni 2024 von der Stimmbevölkerung angenommen Stromgesetz schreibt vor, dass die Nettostromimporte im Winter fünf TWh nicht überschreiten dürfen. Um dies zu erreichen, braucht es dem Bericht zufolge deutlich mehr eigenen Strom. Das bedeutet laut der ETH eine Erhöhung der Stromkosten.

Stromhandel mit dem Ausland zentral

Die Forschenden kommen ausserdem zum Schluss, dass für eine kosteneffiziente Schweizer Stromversorgung ein funktionierender Stromhandel mit dem Ausland entscheidend ist. Dies, weil dadurch laut dem Bericht weniger Investitionen in der Schweiz nötig werden.

Wie eng das Schweizer Energiesystem finanziell mit Europa vernetzt ist, machen laut der ETH die Ergebnisse einer weiteren Studie im Bericht deutlich: Mehr als die Hälfte aller jährlichen Investitionen von Schweizer Stromversorgern und Finanzinvestoren in erneuerbare Energie-Grossprojekte fliessen demnach nach Europa, der Rest in weitere Länder. Nur ein Prozent dieser Investitionen bleibt in der Schweiz.

Das meiste Geld fliesst nach Deutschland (im Schnitt 177 Millionen US-Dollar jährlich), Frankreich (im Schnitt 112 Millionen US-Dollar jährlich) und Italien (im Schnitt 43 Millionen US-Dollar jährlich). Schweizer Geldgeber investieren zusätzlich 644 Millionen US-Dollar ausserhalb Europas. Die meisten Schweizer Gelder fliessen demnach in Windenergieprojekte.

Preise durch CO2-Steuer erhöhen

In einer weiteren Studie im Bericht untersuchten die Forschenden, wie teuer es für die Schweizer Bevölkerung werden könnte, das Netto-Null-Ziel im Pariser Klimaabkommen zu erreichen. Durch CO2-Steuern und Emissionshandel würden dadurch die Preise für fossile Energieträger sowie viele Güter steigen.

Je nachdem, wie hoch die klimapolitischen Ambitionen im Ausland sind, würde die Umstellung einen durchschnittlichen Schweizer Haushalt jährlich 0,63 bis 0,75 Prozent seines Konsums kosten.


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