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Solarpanels auf Kasernen und Bio-Kerosin
Amherd träumt von einer Öko-Armee

Bundesrätin Viola Amherd macht sich für mehr Klimaschutz stark – auch bei der Armee. Das Verteidigungsdepartement soll unter der CVPlerin zum grünen Vorbild werden.
Publiziert: 16.06.2019 um 16:43 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2019 um 17:59 Uhr
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30'000 militärisch immatrikulierte Fahrzeuge besitzt das Verteidigungsdepartement. Beim Kauf soll die Energieeffizienz künftig ein wichtiges Kriterium sein.
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Verteidigungsministerin Viola Amherd (57) will die Armee grüner machen. «Das Verteidigungsdepartement soll ein Vorbilddepartement werden bei der Energieeffizienz, beim Natur- und Umweltschutz», sagt die CVP-Bundesrätin im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Als grösster Immobilienbesitzer der Schweiz und mit einem Fuhrpark von rund 30'000 Fahrzeugen habe ihr Departement einen guten Hebel, die Armee klimafreundlicher zu gestalten.

Solar-Panels auf Kasernendächern

Konkret hat Amherd vor, Kasernen und weitere Gebäude systematisch mit Solarpanels auszustatten. «Die Energie, die wir verbrauchen, soll möglichst selber produziert werden», sagt sie.

Zudem will die Verteidigungsministerin, dass bei den Zivilfahrzeugen der Armee die sparsamste Energieeffizienz-Kategorie A Standard wird. Seit 2001 habe das VBS den CO2-Ausstoss um 20 Prozent reduziert. Bis 2025 sollen es weitere 30 Prozent weniger sein.

Sogar bei der Beschaffung der neuen Kampfjets – per se riesige CO2-Schleudern – sei die Ökobilanz ein Thema. So stelle sich bei der Evaluation der Flugzeug-Typen zum Beispiel die Frage, ob sie auch mit Bio-Treibstoff betrieben werden können. Amherd: «Wo möglich, sollte man bei allen Beschaffungen auf die Energieeffizienz achten.»

Sogar SVP findet Amherds Ideen gut

Sicherheitspolitiker befürworten Amherds Pläne. Bestechend findet SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf (50) vor allem Amherds Solarpanel-Idee. «Erstaunlich, dass noch niemand vor ihr daran gedacht hat», sagt sie. «Dabei liegt das doch auf der Hand.» Etwas skeptischer zeigt sich Seiler Graf derweil beim Bio-Treibstoff für Kampfjets. «Es ist fraglich, ob das wirklich sinnvoll ist.» Unter Umständen seien solche Treibstoffe nämlich schlimmer für die Ökobilanz als fossile Brennstoffe.

Und sogar bei den Bürgerlichen kommen die Ideen generell gut an. «Ich habe nichts gegen solche Massnahmen», sagt Werner Salzmann (56), SVP-Nationalrat und Präsident der Sicherheitspolitischen Kommission der Grossen Kammer. Zumindest so lange nicht, wie sie die notwendigen Ausgaben für die Verteidigung nicht schmälern würden.

Auch der Urner FDP-Ständerat Josef Dittli (62) betont, dass Investitionen im Bereich Umweltschutz nicht auf Kosten der Auftragserfüllung und der Ausbildung gehen dürften. Eine Sensibilisierungskampagne – zum Beispiel, um unsinnige Leerfahrten zu vermeiden – findet er aber sinnvoll.

Amherd fährt elektrisch

Amherd selbst bemüht sich, ihren ökologischen Fussabdruck als Bundesrätin so klein wie möglich zu halten. Wenn es zeitlich möglich sei, nehme sie «sicher nicht den Flieger oder einen Helikopter», sagt sie im Interview. Auf der Strasse ist Amherd mit ihrem privaten Auto mit Hybrid-Antrieb unterwegs – auf einen Dienstwagen verzichtet sie. 

Die Bundesrätin betont: «Nachhaltigkeit ist für mich nicht erst wegen Greta Thunberg ein Thema.» Ein prägendes Erlebnis sei für sie gewesen, als 1993 bei einem heftigen Unwetter grosse Teile von Brig, wo sie damals als Stadträtin amtete, überschwemmt worden sind. Zwei Menschen kamen ums Leben. «Seither zieht sich der Klimaschutz wie ein roter Faden durch meine politische Tätigkeit», so Amherd. (lha/SDA)

Liebe Leserin und lieber Leser, was halten Sie von Amherds Plänen – bzw. was haben Sie für Erfahrungen in Sachen Umgang mit Umweltschutz in der Armee gemacht? Schreiben Sie uns in den Kommentaren.

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