Ringier Portraits

So war die erste Woche im neuen Parlament
Wo gehts denn hier zum Ständerat?

Das Eis zwischen den fast 80 neuen Parlamentariern und den gut 160 Alteingesessenen ist in der ersten Sessionswoche nicht geschmolzen. Aber es besteht Hoffnung.
Publiziert: 07.12.2019 um 15:10 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2019 um 15:59 Uhr
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Die ersten Tage der ersten Session der neuen Legislatur im Bundeshaus sind vorbei.
Foto: keystone-sda.ch
Nico Menzato

Es herrscht kühle Kongress-Atmosphäre! Mehr besessen als trunken vom Wahlsieg dozieren die Linken über den Klimakollaps und das Insektensterben. Die Rechten schnöden derweil in «Früher war alles besser»-Manier über den Kindergarten. Darüber, dass das Durchschnittsalter erstmals unter 50 gefallen ist und es sage und schreibe sieben U30-Parlamentarier gibt.

Die fast 80 Neuen trafen in der Wandelhalle nicht auf die gut 160 Alteingesessenen – sie liefen aneinander vorbei. Während sich Letztere über Partei, Herkunft und Handynummer der Küken erkundigten, waren diese genauso ratlos. Weil die grau melierten Herren in ihren grauen Anzügen nicht voneinander zu unterscheiden seien.

Wo ist der Klassenlager-Groove?

Willkommen in der ersten Woche der ersten Session der neuen Legislatur! Dabei haben Sessionen doch einen Klassenlager-Groove. Hatten sie früher zumindest. Schon im Herbst herrschte Trauerstimmung. Weil so viele National- und Ständeräte dem Bundeshaus für immer den Rücken kehrten. Und jetzt vermag nicht einmal der liebevoll geschmückte Christbaum ein wenig vorweihnachtliche Wärme in die Gesichter zu zaubern.

Statt Parlaments-Gschpändli lernten die Neuen die Tücken des Parlamentsbetriebs kennen. Andri Silberschmidt (25, FDP) war nicht der Einzige, den die vier Knöpfe der Abstimmungstastatur überforderten. Bei anderen ging der Orientierungssinn flöten. So konnte die frisch gewählte Marianne Maret (61, CVP) den Ständeratssaal partout nicht mehr finden. Mathias Reynard (32, SP) war so lieb, seine Walliser Konkurrentin ans Ziel zu lotsen – und nicht ins neu eröffnete Stillzimmer.

Apropos: Es wird gewitzelt, dass der eigentliche Zweck des 90'000 Franken teuren Rückzugsörtchen – inklusive Giftpflanze – darin bestehe, das Eis zwischen den Parlamentariern zu brechen, ja gar zum Schmelzen zu bringen. Schliesslich kann man die Türe abschliessen und den Vorhang ziehen.

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