Sie gehörte zu den prägenden Figuren des politischen Umbruchs in der Stadt Bern: Joy Matter, frühere Gemeinderätin und Schuldirektorin, ist im Alter von 90 Jahren verstorben. Das geht aus einer am Samstag veröffentlichten Todesanzeige ihrer Familie hervor. Matter begann ihre politische Laufbahn bei der Mitte-Links-Partei Junges Bern (heute Grüne Freie Liste). Ab 1978 gehörte sie dem Grossen Rat an. Ende 1988 wurde sie in die Berner Stadtregierung gewählt und übernahm die Schuldirektion, die sie acht Jahre lang führte.
In der ersten Legislatur war Joy Matter Mitglied des letzten bürgerlich dominierten Gemeinderats. Ab 1992 gehörte sie zur ersten Berner Stadtregierung mit linker Mehrheit. Das sogenannte Rot-Grün-Mitte-Bündnis ist bis heute an der Macht.
Sie verwaltete den Nachlass von Mani Matter
Die gelernte Englischlehrerin Joy Matter war mit dem Liedermacher Mani Matter (1936–1972) verheiratet. Nach dessen Unfalltod zog sie die drei gemeinsamen Kinder allein gross.
Die Verwaltung des literarischen Nachlasses ihres Mannes übernahm sie selbst. Gegen politische und kommerzielle Vereinnahmung des Werks wehrte sie sich. Freude hatte sie hingegen, wenn zum Beispiel junge Menschen am Klimastreik die Lieder von Mani Matter sangen («Dene wos guet geit»). Das zeige, dass seine Texte weiterhin aktuell seien, sagte Joy Matter in einem Interview.