Darum gehts
- Bundespräsidentin trifft Papst Leo XIV. im Vatikan, Zollkonflikt mit USA besprochen
- Papst könnte aktive Rolle bei Friedensvermittlung spielen, laut Keller-Sutter
- Papst Leo XIV. ist mit 70 Jahren der erste amerikanische Papst
Die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61) hat am Freitag im Vatikan Papst Leo XIV. (70) getroffen. Beim Gespräch sei auch der Zollkonflikt mit den USA Thema gewesen. Laut Keller-Sutter könnte der neue Papst auch eine aktive Rolle bei der Friedensvermittlung spielen.
Das Gespräch mit dem Papst sei sehr offen, herzlich und auch persönlich gewesen, sagte die Bundespräsidentin gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Rande des Petersplatzes in Rom. Der Austausch habe den Eindruck bestätigt, den sie von ihrer ersten Begegnung gehabt habe: Dass der neue Papst eine sehr herzliche Person sei, der den Menschen zuhöre.
Gespräch über Rolle der USA
Auf die Frage, ob sie mit Papst Leo XIV., dem ersten amerikanischen Papst überhaupt, auch über das Verhältnis Schweiz-USA gesprochen habe, sagte die Bundespräsidentin, sie hätten sich auch über die Rolle der USA in der aktuellen geopolitischen Situation ausgetauscht.
Der Zollkonflikt sei zur Sprache gekommen, da diese Zölle schädlich für die gesamte Weltwirtschaft seien und damit auch für den Wohlstand. Auf die Frage, ob die Bundespräsidentin herausgespürt habe, welche Haltung der neue Papst in dieser Hinsicht vertrete, sagte Karin Keller-Sutter: «Ja, das habe ich, aber ich werde diskret bleiben.»
«Papst ist eine moralische Instanz»
Daneben hätten sie sich auch über die Situation in der Ukraine unterhalten, fuhr die Bundespräsidentin fort. Mit dem Kardinalstaatssekretär, Pietro Parolin (70), habe sie vereinbart, in Kontakt zu bleiben hinsichtlich des Angriffskrieges und diesen Kontakt noch zu intensivieren, da sich die Schweiz für Frieden einsetze und ihre Guten Dienste anbiete.
«Der Papst ist eine moralische Instanz», hielt Keller-Sutter fest. Er sei aber eine wichtige Figur in diesen ganzen Konflikten, er könne seine Stimme erheben. «Ich hoffe, dass er seine Stimme erheben wird und auch hörbar werden wird», resümierte die Bundespräsidentin. Der Vatikan sei «eine Plattform des Friedens», und das gelte auch für die Schweiz.
Ob dieser neue Papst sich stärker als frühere Päpste für Frieden einsetzen wird? «Der neue Papst hat den Vorteil, dass er noch relativ jung ist», antwortete die Bundespräsidentin. Er habe die Kraft und sie glaube, er werde auch gehört, wenn er etwas sagt. «Ich habe grosse Hoffnung, dass er eine Rolle spielen kann und eine Rolle spielen will.»
Dem neuen Papst sei aber auch klar, dass Länder wie die Schweiz eine wichtige Rolle spielten bei der Organisation von Gesprächen und Vermittlungen im Konfliktfall. «Der Vatikan spielt eine andere Rolle, diese ist komplementär zur Schweiz», schloss die Bundespräsidentin.