Sie müssen bloss einen Antrag stellen
Drei Millionäre kassieren IV-Gelder

Weit über hundert Personen in der Schweiz verdienen mehr als 250'000 Franken pro Jahr – und kassieren zusätzlich eine IV-Rente. Politiker gehen auf die Barrikaden.
Publiziert: 19.02.2015 um 10:46 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:34 Uhr

Die Invalidenversicherung (IV) ist eine soziale Errungenschaft der Eidgenossenschaft. Angegliedert ist sie dem Bundesamt für Sozialversicherungen.

«Durch Eingliederungsmassnahmen ermöglicht sie invaliden Versicherten, ihre Existenzgrundlage ganz oder teilweise selbständig zu sichern», beschreibt sie der Bund.

Und weiter: «Wenn eine solche (Wieder)eingliederung nicht oder nur teilweise möglich ist, richtet die IV eine (Teil-)Rente aus.» So weit so gut.

Doch wer gedacht hat, dass vor allem ärmere Menschen mit Invalidität in den Genuss des staatlichen Zuschusses kommen, irrt sich gewaltig.

Drei Millionäre sahnen ein «Taschengeld» ab

In der Schweiz gibt es insgesamt drei Einkommensmillionäre, die 2013 eine IV-Rente absahnten! Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs.

160 Personen kassierten Gelder, obwohl sie mehr als eine Viertelmillion pro Jahr verdienen. Das berichtet der «Tages-Anzeiger» in seiner heutigen Ausgabe.

Die Erklärung dafür ist einfacher als gedacht: Entscheidend, ob jemand eine IV-Rente erhält, ist der Vergleich zwischen dem Einkommen vor und nach der Invalidität.

Konkret: Verdiente ein Manager 2,4 Millionen pro Jahr und nach einem Burnout «nur» noch die Hälfte, gilt er als halbinvalid. Dadurch erhält er eine halbe Rente, was ungefähr 1'000 Franken entspricht.

Viele Büezer kriegen gar nichts

Das sorgt in Bundesbern für hitzige Köpfe. Die grünliberale Nationalrätin Margrit Kessler aus dem Kanton St. Gallen spricht im «Tages-Anzeiger» von einem «Taschengeld für Gutverdienende».

Die Präsidentin der Patientenschutzorganisation reichte kürzlich einen Vorstoss zum Thema ein. Sie sehe sich oft mit traurigen Fällen konfrontiert, welche meist tiefere Einkommensklassen betreffen.

Büezer, welche nach einem Umfall nur noch 40'000 statt 60'000 Franken pro Jahr verdienen können, erhalten keine Rente. Denn der Erwerbsausfall macht nur 33 Prozent aus, nötig wären deren 40.

Übrigens: Reiche können schon heute freiwillig auf eine IV-Rente verzichten, die ihnen zustehen würde.

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