Schweizer Armee wartet auf den Einsatzbefehl
FDP und SVP wollen Corona mit Soldaten bekämpfen

FDP-Nationalrat Marcel Dobler (39) und SVP-Präsident Albert Rösti (52) fordern Armeeeinsatz gegen das Coronavirus. Recherchen zeigen: Die Truppen sind bereit. Doch Militärspitäler eignen sich nicht für Viruskranke.
Publiziert: 12.03.2020 um 18:25 Uhr
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Aktualisiert: 13.03.2020 um 08:16 Uhr
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Schon jetzt führen Armeeangehörige im Tessin Patiententransporte durch. (Symbolbild)
Foto: VBS-Mediathek
Anian Heierli, Daniel Ballmer

Spitäler drohen an den Anschlag zu geraten. Viele fordern, dass im Tessin die Grenze zu Italien besser geschützt wird. «Breitet sich das Coronavirus weiter derart rasant aus, muss die Armee bereit zur Unterstützung sein», sagt der St. Galler FDP-Nationalrat Marcel Dobler (39). «Diese nötigen Vorbereitungen müssen kommuniziert werden.»

Dobler fordert deshalb vom Verteidigungsdepartement (VBS) unter CVP-Bundesrätin Viola Amherd (57), dass es möglichst rasch die Bevölkerung informiert. «Eine Teilmobilmachung könnte bis zu zwei Wochen dauern – je nach Situation wäre dies zu lange», so der Freisinnige.

«Ich will hören, dass das Militär bereit ist»

Das VBS müsse sich auf alle Szenarien vorbereiten, um die Pläne dann nur noch aus der Schublade ziehen zu können. Dobler stellt klar: «Ich will hören, dass das Militär bereit ist. Das würde auch zur Beruhigung der Bevölkerung beitragen.»

Die Forderungen aus der FDP sind Wasser auf die Mühlen der SVP. Schon länger fordert die Partei die komplette Schliessung der Grenze für den Personenverkehr. «Dazu wäre sicher auch der Einsatz der Armee nötig», sagt SVP-Präsident Albert Rösti (52).

Gleichzeitig sollen nun Not- und Armeespitäler bereitgestellt werden. Gerade zur Behandlung von schwer Erkrankten brauche es die nötigen Kapazitäten, betont Rösti. «Dafür muss der Bundesrat nun rasch alle Möglichkeiten prüfen.»

«Es gibt nur noch ein Armeespital»

Immer wieder taucht die Frage nach ungenutzten Armeespitälern auf. Doch Armee-Sprecher Stefan Hofer (52) winkt gegenüber BLICK ab: «Es gibt noch ein unterirdisches Spital in Einsiedeln.» Ein Spital unter der Erde sei aber nicht auf die Behandlung von Viruserkrankungen ausgelegt. Vielmehr dient der Zweck der Versorgung von Kriegsverletzten.

Fakt ist aber: Die Armee hilft schon heute. Im Tessin sind Einsatzkräfte vor Ort. Es sind Angehörige der Sanitäts- oder Spital-Truppen, die Dienst leisten. «Die Armee führt Patiententransporte durch», erklärt Hofer.

Zum Einsatz kommen Ambulanz-Wagen des Militärs. Diese sind ausgerüstet wie Sanitätsfahrzeuge von Spitälern. «Fahrer und Patientenkabine sind getrennt, damit es nicht zur Ansteckung kommt», so Hofer. In anderen Kantonen gibt es noch keine Aktionen.

Armee könnte Betten und Sanitätsgeräte liefern

Doch man hält sich bereit. «Jeden Tag prüfe man die Lage», so Hofer. Wenn der Bundesrat personelle Unterstützung anfordert, kann möglichst rasch reagiert werden. «Wir können nicht nur Truppen stellen und Patiententransporte durchführen, sondern in begrenztem Umfang auch Material wie Betten, Verbandsmaterial oder Sanitätsgeräte für die Betreuung stellen.»

Zurzeit sind 10'000 Armeeangehörige im Dienst. Darunter sind WK-Soldaten und Rekruten. Ihr Ausgangsrayon wurde begrenzt. Selbst übers Wochenende erhalten nur wenige von ihnen Ausgang. Damit wird einerseits die Bereitschaft sichergestellt, andererseits beugt man Infektionen innerhalb der Truppen vor.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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