Schneider-Ammann zum tiefen Euro
«Ich habe Vertrauen in die Schweizer Wirtschaft»

«Viele Schweizer Unternehmen stehen jetzt vor einer Herausforderung», sagt Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Im Interview spricht er darüber, was die Aufhebung des Mindestkurses für die Schweiz sonst noch bedeutet.
Publiziert: 17.01.2015 um 17:16 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:45 Uhr
"Für klare Prognosen ist es zu früh", sagt Schneider-Ammann.
Foto: Keystone
Von Joël Widmer

Wie viele Arbeitsplätze kostet das Ende des Mindestkurses, wie viele Firmen müssen bald Kurzarbeit einführen?
Wir müssen nun die Situation prüfen. Es bringt nichts, voreilige Schlüsse zu ziehen und zu spekulieren. Ich habe viel Vertrauen in die Kraft der Schweizer Wirtschaft. Klar ist aber: Sicher stehen nun viele Unternehmen, besonders im Tourismus und in der Exportwirtschaft inklusive ihrer Zulieferfirmen, vor einer grossen Herausforderung. Anderseits haben viele Unternehmen die letzten drei Jahre genutzt, sind innovativ gewesen und haben ihre Widerstandskraft gestärkt.

Die Schweiz wird nun für ausländische Arbeitnehmer noch attraktiver. Der Druck auf die Exportwirtschaft steigt. Sinkt jetzt das Schweizer Lohnniveau?
Durch die Aufwertung des Frankens sind die Löhne für Schweizer Unternehmen im Vergleich zum Ausland gestiegen, das ist klar. Für klare Prognosen zu den Auswirkungen ist es noch zu früh.

Was tut der Bundesrat, um eine Rezession zu verhindern?
Nach der Aufhebung des Mindestkurses gewinnt die Weiterführung der bundesrätlichen Politik zur Stärkung der Rahmenbedingungen für die Schweizer Wirtschaft und die Sicherung der Arbeitsplätze noch an Bedeutung. Das betrifft unter anderem die Weiterführung des bilateralen Wegs mit der EU, die Aufrechterhaltung des flexiblen Arbeitsmarkt und Sicherung eins steuerlich attraktiven Standorts.

Was können sie als Wirtschaftsminister machen, dass Konsumenten hierzulande von billigeren Einfuhrpreisen profitieren und nicht im grenznahen Euroraum einkaufen gehen?
Ich setze mich dafür ein, dass wir auf jedem möglichen Weg die Rahmenbedingungen weiter verbessern, damit die Schweizer Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit behalten. Nur so können sie trotz starkem Franken auch preislich attraktiv bleiben. Die Revision des Kartellgesetzes sollte den Wettbewerb hierzulande stärken und damit auch zu tieferen Preisen beitragen. Leider sagte das Parlament Nein. Aber wir bleiben am Ball.

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