Darum gehts
- Umstrittener Plan: Höhere Steuern auf Pensionskassengeld und 3. Säule
- Steuerschlupfloch für Ehepaare könnte Kapitalbezug günstiger machen
- Kapitalbezug von 800'000 Franken: Ehepaar zahlt 1940 statt 34'700 Franken
Es ist ein umstrittener Plan, den Bundesrätin Karin Keller-Sutter (61) ausgeheckt hat: Wer sein Pensionskassengeld oder die 3. Säule bezieht, soll künftig mehr Steuern bezahlen.
So will Finanzministerin beim aktuellen Sparpaket 190 Millionen Franken mehr einnehmen. Doch ihre eigene Partei ging bereits auf die Barrikaden: Die FDP drohte ein Referendum an. Im Parlament ist das Geschäft absturzgefährdet.
Der Grund: «Man bestraft diejenigen Leute, die ein Leben lang gearbeitet und eigenverantwortlich für den Ruhestand gespart haben», sagte FDP-Präsident Thierry Burkart (49) zu Blick.
Schlupfloch für Ehepaare
Doch tatsächlich könnte der Kapitalbezug für Ehepaare künftig sogar günstiger werden, wie Berechnungen der «SonntagsZeitung» zeigen. Denn offenbar ist in der Reform ein Steuerschlupfloch eingebaut.
Grundsätzlich muss weniger Abgaben zahlen als heute, wer unter 100’000 Franken Kapital bezieht. Das hilft auch Personen mit deutlich mehr als 100’000 Franken, da das Alterskapital gestaffelt bezogen werden kann. (Weiter unten liest du, wie viel du künftig bezahlen müsstest.)
Ehepaare können bei diesen Bezügen künftig noch mehr profitieren, weil die Kapitalbezüge der Ehegatten pro Jahr nicht mehr zusammengerechnet werden sollen. Die «SonntagsZeitung» rechnete aus: Für einen Kapitalbezug von 800’000 Franken könnte ein Ehepaar dank Steueroptimierung künftig gerade noch 1940 Franken Steuern zahlen statt wie heute 34’700 Franken.
Weniger zahlen bei tieferen Bezügen
Das Steuerschlupfloch könnte nun wiederum bei der Linken zu reden geben, die die Reform bisher nicht ins Visier genommen hatte.
Neben den zusätzlichen Einnahmen gibt es aus Sicht des Finanzdepartements noch weitere Gründe für die Reform und teils höhere Abgaben. Diese könnten die Lust auf den Kapitalbezug bei der Pensionskasse senken. Heute beziehen Rentnerinnen und Rentner teils ihr Kapital. Später sind sie dann auf staatliche Hilfe, etwa Ergänzungsleistungen angewiesen.
Hinzu kommt: Die Pensionskassen sind von Superreichen als Steuersparvehikel genutzt worden. Ein Extrembeispiel, das Anfang Jahr bekannt wurde: In Zug bezog eine Person 2022 7,5 Millionen Franken Alterskapital. Dafür bezahlte sie eine halbe Million Franken Steuern. Die ordentliche Versteuerung als Einkommen hätte dagegen zwischen 1,5 und 2 Millionen Franken gekostet.
So viel müsstest du zahlen
Alleinstehende müssen bei einem Kapitalbezug von 100’000 Franken auf Bundesebene 538 Franken zahlen, künftig wären es 363 Franken. Beim ungestückelten Bezug von einer Million Franken sind es heute 23’000 Franken, künftig wären es 42’363. Bei 200’000 Franken stiege die Steuer von heute 2583 auf 3363 Franken.
Beziehen bei einem Ehepaar heute im selben Jahr beide Ehegatten je 100’000 Franken, zahlen sie zusammen 2377 Franken Abgaben auf Bundesebene. Künftig wären es noch 726 Franken.
Beziehen beide Ehepartner je 500000 Franken ungestückelt und im gleichen Jahr wären es künftig 34’726 statt 23’000 Franken.