Susanne Leutenegger Oberholzer (70) könnte ihre Grossmutter sein: Die 24-jährige Baselbieter SP-Politikerin Samira Marti rückt Ende Jahr für ihre ehemalige Mentorin «SLO» in den Nationalrat nach. Beide absolvier(t)en ein Wirtschaftsstudium und haben auch sonst viel Gemeinsames. «Ich konnte viel von ihr lernen, vor allem von ihrer Hartnäckigkeit», sagt Marti.
Eine Spur Eigensinnigkeit beweist die baldige Nationalrätin schon jetzt: Sie trägt einen Nasenring – voraussichtlich auch im Bundeshaus: «Ich nehme an, ich behalte ihn an. Über mein Outfit Ende Jahr habe ich mir ehrlich gesagt aber noch keine Gedanken gemacht. Mein Fokus liegt auf der Politik.»
Der Würde des Rates angemessen
In ihrer Partei ist sie nicht die Einzige, die Gesichtsschmuck trägt: Der Walliser SP-Nationalrat Mathias Reynard (30) hat ein Piercing an der Augenbraue. Verbieten wird es ihm und Marti niemand. Denn im Gegensatz zum Ständerat bestehen für Nationalräte keine Bekleidungsvorschriften.
«Eine der Würde des Rates nicht angemessene Kleidung könnte aber als störendes Verhalten ausgelegt werden», heisst es im Leitfaden für Parlamentarier. Nationalratspräsident Dominique de Buman (CVP, 61) könnte in einem solchen Fall das Ratsmitglied zur Ordnung rufen.
Marti und Funiciello stehen sich nahe
Samira Marti ist jung, aber schon eine bekannte Genossin: Bei der Juso ist sie seit 2012, von 2014 bis 2016 sass sie in den Geschäftsleitungen von SP Schweiz und Juso Schweiz. 2013 bis 2015 war sie Co-Präsidentin der Juso Baselland, seit März 2017 ist sie Co-Vizepräsidentin der SP Baselland.
Die Liestalerin wäre auch gerne Chefin der Juso Schweiz geworden. 2016 scheiterte Marti jedoch an Tamara Funiciello (28) im Rennen um das Juso-Präsidium. Jetzt zieht sie vor der Bernerin in den Nationalrat ein, die in ihrem Heimatkanton Bern am Sonntag in den Grossen Rat gewählt wurde. Aber da ist keine Spur von Neid: «Tamara Funiciello hat mir bereits gratuliert. Wir stehen uns nahe.»