Ringier-Europapreis 2025 für Adolf Muschg
«Patriot, Eidgenosse – und Europäer»

Adolf Muschg empfing beim Dîner républicain in Ascona den Europapreis 2025 der Hans Ringier Stiftung.
Publiziert: 09.08.2025 um 21:56 Uhr
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Aktualisiert: 09.08.2025 um 22:22 Uhr
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Gast­geber Frank ­A. Meyer überreicht Adolf Muschg (l.) dessen Porträt. Das Gemälde stammt von Tania Jacobi.
Foto: Thomas Meier

Er ist der erste Schweizer, der den «Europapreis für politische Kultur» erhält: Adolf Muschg (91). Am Samstag nahm der weit über die Grenzen seines Heimatlandes bekannte Schriftsteller aus Männedorf ZH die mit 50'000 Euro dotierte Auszeichnung der Hans Ringier Stiftung in Ascona entgegen.

«Mit Adolf Muschg, dem wohl letzten Dichter mit Wurzeln in der Zeit von Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt, wird zum ersten Mal ein Schweizer geehrt, der unser Land immer wieder an seine Lebenswirklichkeit mitten in Europa erinnert. Adolf Muschg ist Patriot, Eidgenosse – und Europäer», kommentierte Frank A. Meyer die Wahl des bereits mit höchsten Literaturpreisen ausgezeichneten Autors. «Als international profilierter Intellektueller und Schriftsteller verkörpert er demokratische Vernunft und kritisches Denken», so der Präsident der Hans Ringier Stiftung weiter: «Adolf Muschg steht mit seinem Lebenswerk für all die Werte, die wir erneut zu verteidigen haben – für die europäische Freiheitskultur.»

Andreas Isenschmid, Publizist und Literaturkritiker, würdigte den Preisträger in seiner Laudatio: «Muschgs Europäertum ist keins der Einheit und Synthese, wie sie heute allenthalben gefordert werden, auch keins einer forcierten europäischen Identität. Gegen Identität ist Muschg allergisch, er setzt gegen sie die Aporie (Widersprüchlichkeit; Red.), die Spannung und den produktiven Konflikt. Für eine europäische Vertiefung ist er indes zu haben, allerdings keine bürokratische, sondern eine mit Blick auf die geschichtliche, letztlich antike Tiefe, auf die sich eine neue europäische Erzählung beziehen müsste.»

Der Europapreis wird zum 19. Mal verliehen. Er ging zuvor an Jean-Claude Juncker, Boris Tadić, Jürgen Habermas, Pascal Lamy, Jean-Claude Trichet, Hans-Dietrich Genscher, Donald Tusk, Wolfgang Schäuble, Heinrich August Winkler, Mario Draghi, Frank-Walter Steinmeier, Margrethe Vestager, Sir Christopher Munro Clark, Zuzana Caputová, Peter Sloterdijk, Kaja Kallas, Alexei Nawalny, Anne Applebaum und Radoslaw Sikorski.

Die Auszeichnung fand im Rahmen des traditionellen «Dîner républicain» statt, das alljährlich auf Einladung von Frank A. Meyer im Hotel Castello del Sole eine erlesene Schar von Gästen aus der Welt des Geistes und der Politik versammelt.

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