Rentenalter, Waffenexporte, Arbeitsmarkt
Der Röstigraben teilt auch die FDP

Während die SVP ihren Zenit in der Romandie erreicht hat, hat sich die FDP als starke Kraft etabliert. Doch die freisinnigen Westschweizer ticken anders als die Deutschschweizer.
Publiziert: 21.07.2016 um 22:00 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:55 Uhr
1/2
Deutschschweizer wie Bundesrat Schneider-Ammann halten gar nichts von staatlichen Interventionen.
Foto: Getty Images
Christof Vuille

Die Romands zeigen für die SVP weniger Sympathie als die Deutschschweizer – gemäss einer Studie hat sie ihr Wählerpotential in der Westschweiz mit rund 21 Prozent praktisch ausgeschöpft.

Ganz anders die FDP: Mit 22 Prozent Wähleranteil liegt sie in der Romandie vor der Volkspartei. Ein möglicher Grund: Ihre Vertreter ticken anders als ihre Kollegen aus der suisse allemanique.

Der FDP-Röstigraben geht dabei mitten durch die Landesregierung! Bundespräsident Johann Schneider-Ammann (BE) und Aussenminister Didier Burkhalter (NE) haben das Heu nicht immer auf der gleichen Bühne und unterscheiden sich auch politisch. Burkhalter hat als Romand gegenüber staatlichen Interventionen weniger Vorbehalte.

Wenn es etwa um Waffenexporte geht, steht er auf die Bremse. Beim Streit um verstärkte flankierende Massnahmen ist Schneider-Ammann deutlich zurückhaltender. FDP-Fraktionschef Ignazio Cassis sagt dazu: «Burkhalter und Schneider-Ammann sind unterschiedliche Typen und haben aufgrund ihrer Herkunft eine andere Mentalität.»

Differenzen nicht so gross

Die Differenzen seien aber nicht so gross, wie gerne kolportiert werde. Im Nationalrat fällt auf: Gemäss aktueller Smartvote-Auswertung, welche die «Schweiz am Sonntag» kürzlich publik machte, befindet sich unter den sechs «linksten» FDP-Vertretern kein einziger Deutschschweizer, unter den zehn «rechtesten» kein einziger Romand. Cassis sagt zwar, es sei «ein Vorurteil», dass alle Romands eher links und alle Deutschschweizer eher rechts ticken. Aber die Tendenz existiere «natürlich», auch in der FDP-Fraktion gebe es sie.

Dennoch sei diese heute sehr geschlossen, auch dank der Vorarbeit seiner Vorgängerin Gabi Huber. Intern werde viel diskutiert, damit Differenzen nicht an die Öffentlichkeit gelangen.

Als Tessiner sei er aber «quasi neutral» und spreche mit beiden Lagern deren eigene Sprache – so könne er «Brücken bauen». Unterschiedliche Einstellungen gebe es vor allem in der Beziehung zwischen Staat und Individuum.

Probleme sieht Cassis beim wichtigsten anstehenden Geschäft, der Reform der Altersvorsorge. «Da sind Romands in der Tendenz kritischer, was eine Erhöhung des Rentenalters angeht», stellt er fest. Da werde die FDP noch «eine gemeinsame Position finden müssen.» Entscheidend sei, dass die Fraktion als «echtes Team» wahrgenommen werde.

Da Fraktionszwang in der Schweiz aber verboten ist, könnte ein FDP-Röstigraben noch Konsequenzen haben.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?