Rega Lohn-Debatte
«Mit dieser dreisten Selbstbedienung muss Schluss sein!»

Präsident Ulrich Graf kürzt sich den Lohn. Jetzt gerät CEO Ernst Kohler massiv unter Druck.
Publiziert: 12.08.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 11:48 Uhr
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Rega-Chef Ernst Kohler verdient bis zu 500 000 Franken – und damit mehr als ein Bundesrat.
Foto: EQ Images
Von Ruedi Studer

Rega-Präsident Ulrich Graf sucht den Befreiungsschlag: Er kürzt sein Honorar von jährlich 90 000 auf 15 000 Franken, wie der SonntagsBlick gestern publik machte. «Ich hoffe, dass die Rega nun wieder in aller Ruhe ihre bekannten Tätigkeiten ausüben kann», so Graf.

Doch von Ruhe kann keine Rede sein! Für SVP-Ständerat This Jenny (GL) hat der Rega-Präsident jegliche Glaubwürdigkeit verloren, weil Graf neben den schätzungsweise drei Millionen Franken, die er mit seinen 32 Verwaltungsratsmandaten letztes Jahr verdient hat, auch von der gemeinnützigen Rega 90 000 Franken bezog.

«Er hat sich schamlos bedient», sagt Jenny. «Er hat damit viel Goodwill zerstört und auf diesem Posten nichts mehr verloren. Er soll als Rega-Präsident zurücktreten.»

Auch das Salär von Rega-CEO Ernst Kohler kommt unter Druck. Mit bis zu 500 000 Franken verdient er mehr als ein Bundesrat. «Für eine gemeinnützige Organisation ist das massiv zu hoch und Abzockerei in Reinkultur», so Jenny. «Mit dieser dreisten Selbstbedienung muss Schluss sein! Die Hälfte reicht.»

Er ist nicht der einzige Politiker, der sich am üppigen Rega-Chefsalär stört. «Ein Verhältnis von 1:12 ist für mich bei einem privaten Unternehmen die absolute Obergrenze – und eine gemeinnützige Organisation muss auch idealistischen Massstäben genügen», sagt Grünen-Co-Präsidentin Regula Rytz. «Der Rega-Präsident hat einen Schritt in die richtige Richtung gemacht, jetzt muss auch der CEO einen Schritt in diese Richtung tun. 250 000 Franken wären für diesen Posten wohl angemessen.»

BDP-Fraktionschef Hansjörg Hassler will zwar keine konkreten Zahl nennen, aber auch für ihn ist klar: «Für meine Begriffe ist Kohlers Lohn im Vergleich mit andern gemeinnützigen Institutionen zu hoch. Er müsste reduziert werden.»

«Ich kenne viele Piloten und Bergretter im Wallis, die jeden Tag hohe Risiken eingehen und weit unter 100 000 Franken verdienen. Und das Büro des Rega-Chefs ist um einiges komfortabler als die Nordwand des Matterhorns», sagt CVP-Präsident Chris­tophe Darbellay. Er macht der Rega ein konkretes Angebot: «Ich wäre bereit, den Job für die Hälfte, also 250 000 Franken, zu übernehmen!» Das sei eine «vernünftige Summe» für diesen Posten.

Kohler selbst wollte gestern gegenüber BLICK keine Stellung nehmen. Dafür verteidigt Rega-Vize Franz Steinegger die Lohnpolitik: «Die Löhne sind im Vergleich mit ähnlichen Unternehmen – die Rega ist ein KMU mit über 300 Angestellten – sicher nicht überrissen. Die Lohnstruktur liegt im Rahmen, da braucht es keine Anpassungen.»

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