Radikale Tierschützer wollen Jäger verjagen
Schulen sollen Banngebiet werden

Radikale Tierschützer wollen Jäger aus Schulzimmern verbannen und haben dafür eine Petition lanciert. Zum Ärger der Grünröcke.
Publiziert: 10.03.2018 um 12:27 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:40 Uhr
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Die Jagd-Lobby hat zwecks Image-Pflege ein Auge auf Schulkinder geworfen.
Foto: imago/Agentur 54 Grad
Ruedi Studer

Radikale Jagdgegner schlagen Alarm: Sie befürchten, dass Jäger an den Schulen ihre Kinder zu manipulieren versuchen. Der Verein Wild beim Wild um den im Tessin lebenden Jagdgegner Carl Sonnthal (50) hat nun eine Petition lanciert, um Jäger aus den Schulzimmern zu verbannen.

«Seit geraumer Zeit ist zu beobachten, dass Hobby-Jäger in Kindergärten und Schulen eine sektenartige Image-Kampagne betreiben, mit dem Ziel, unsere tierliebenden Kinder an das grausame Hobby Jagd heranzuführen», heisst es darin. 

Informationstage, Ferienpass, Messen

Tatsächlich sind die Grünröcke auf schulischer Ebene aktiv, wie David Clavadetscher (49), Geschäftsführer des Verbands Jagd Schweiz, bestätigt. So werden an Schulen etwa Informationstage zur Jagd durchgeführt. Auch an Ferienpass-Wochen beteiligen sich «mehrere Jäger und Jagdgesellschaften in der ganzen Schweiz – auf Anfrage der Veranstalter», so Clavadetscher. Und jüngst besuchten «242 Schüler mit ihren Lehrpersonen» die Messe Fischen Jagen Schiessen in Bern, wo sie «über die Tätigkeit der Jagd informiert» wurden. 

Jagd-Schweiz-Geschäftsführer David Clavadetscher ärgert sich: Alleine schon die Wortwahl der Petition sei grotesk und der Inhalt konstruiert. «Der Begriff ‹Hobby-Jäger› wurde von militanten Jagdgegnern konstruiert, um die anspruchsvolle Tätigkeit der Jäger zu verunglimpfen.»
Foto: Xing

Doch nicht immer stehen die Jäger selbst im Schulzimmer. In Zusammenarbeit mit einer Online-Bildungsplattform bietet Jagd Schweiz auch gratis Unterrichtsmaterialien zum Thema Jagd und Wildtiere für sämtliche Schulstufen an.

Dabei lernen die Kinder allerlei über Wildtiere, ihre Lebensräume und Spurenlesen; aber auch, was ein Jäger macht, wie er ausgerüstet ist und weshalb es die Jagd braucht. Jagdlieder oder Wildrezepte stehen ebenso im Angebot.

«Freude über gelungenen Abschuss»

Insgesamt wird dabei ein durchwegs positives Bild von Jagd und Jägerschaft gezeichnet. In den Hintergrundinformationen für die Lehrerschaft heisst es denn auch: «Der einzelne Jäger jagt aus Passion und Interesse an der Natur. Er ist gerne in der Natur, beobachtet Wildtiere und freut sich über einen gelungenen Abschuss.»

Zudem leiste die Jägerschaft viel Fronarbeit und setze sich für den Erhalt der Wildtiere und ihrer Lebensräume ein. Und: «In der heutigen, weitgehend von Menschen bestimmten und gestalteten Umwelt wäre es zynisch und verantwortungslos, die Wildbestände sich selber zu überlassen.»

Das Angebot erfreut sich eines hohen Zuspruchs: Allein im letzten Jahr wurde die Seite 2652-mal aufgerufen. Seit Oktober 2012 ist die Seite online, dabei wurden bis Ende 2017 insgesamt 36'256 Unterrichtseinheiten heruntergeladen. 

«Jägerschaft hat nichts zu verbergen»

«Dass sich Jäger von sich aus bei Schulen melden, um über die Jagd zu informieren, ist uns nicht bekannt», betont Clavadetscher. Die Jägerschaft habe aber nichts zu verbergen und informiere «sehr gerne» und «offen» über ihre Tätigkeit.

Umso mehr ärgert ihn die Petition. Alleine schon die Wortwahl sei grotesk und der Inhalt konstruiert. «Der Begriff ‹Hobby-Jäger› wurde von militanten Jagdgegnern konstruiert, um die anspruchsvolle Tätigkeit der Jäger zu verunglimpfen», so Clavadetscher. Auf Sonnthal ist er nicht gut zu reden. Die beiden Lager befinden sich schon lange in einem – mittlerweile auch juristisch ausgefochtenen – Kleinkrieg.

Für Befürworter ist die Jagd Pflege von Flora und Fauna, Gegner sehen sie als Tierquälerei an.
Foto: Keystone

«Schädigende Wirkung von Gewalt»

Die schulischen Aktivitäten der Jäger-Lobby sind Sonnthal ein Graus. «Wir wollen mit dieser Petition ein Zeichen setzen gegen die oftmals unnötige und grausame Gewalt beziehungsweise anachronistische Tierquälerei der ‹Hobby-Jäger›», erklärt er. Und vor allem wolle man die Minderjährigen vor der «schädigenden Wirkung vor der Gewalt der ‹Hobby-Jäger› schützen».

10'000 Unterschriften hat sich Sonnthal zum Ziel gesetzt. Dann will er die Petition den Entscheidungsträgern bei Erziehungsdepartementen und Kinderschutzstellen zukommen lassen. Bisher hat er allerdings erst gut 2000 Unterschriften beisammen.

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