«Eltern sind die überschätzteste menschliche Spezies», schrieb der Wirtschaftsjurist Peter V. Kunz gestern in einer Kolumne in der «Aargauer Zeitung» – und stach damit in ein Wespennest (BLICK berichtete). Allein gestern Abend sind deswegen rund 100 E-Mails bei ihm eingegangen.
«Das Thema wurde nie aufgegriffen. Deshalb machte ich es»
«Klar habe ich den Text zugespitzt formuliert, wie es bei einer Kolumne üblich ist», sagt Kunz zu BLICK. «Inhaltlich stehe ich aber zu jedem einzelnen Punkt.» Die Problematik von benachteiligten Kinderlosen und der Glorifizierung des Elterntums beschäftige ihn schon seit Jahrzehnten. «Das Thema wurde nie aufgegriffen. Deshalb machte ich es.»
Die grosse Mehrheit der Rückmeldungen seien positiv, sagt Kunz. Besonders von weiblicher Seite: «Viele Frauen fühlen sich verstanden, weil sie ihre Kinderlosigkeit oft rechtfertigen müssen.» Zahlreiche Personen freuten sich darüber, dass das Thema aufgegriffen worden sei.
Doch Kunz bekam auch negatives Feedback: Einzelne Personen hätten sich daran gestört, dass er Nachwuchs in der Kolumne als Privatsache bezeichnete. «Das sei Gottes Auftrag», hätten einige gemeint. Andere warfen Kunz vor, nicht an seine Zukunft zu denken: Wer solle ihn im Alter pflegen, wer seine AHV zahlen, fragten diese. «Es ist naiv und egoistisch, so zu denken», entgegnet der Professor. Und wer AHV einzahle, dem werde auch AHV ausbezahlt.
Wer überzeugt ist, soll Kinder kriegen
Mit eigenem Nachwuchs klappte es beim Wirtschaftsjuristen nicht. «Heute will ich keine Kinder mehr, ich denke, ab einem gewissen Alter kann man das bleiben lassen», sagt Kunz. «Aber auch wenn ich Kinder hätte: Ich würde genau das Gleiche empfinden und schreiben.»
Er sei nicht grundsätzlich gegen Eltern: «Wenn man davon überzeugt ist, Kinder zu kriegen, aus privater und persönlicher Motivation, soll man dies machen», sagt der Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Bern. Nur: «Mich stört es, dass Kinderlose den Nachwuchs mitfinanzieren und schliesslich als Deppen dargestellt werden und sich gar für ihre Kinderlosigkeit erklären müssen.» (kra)