Pro und Kontra zu den Klimaprotesten
Bringen Klima-Demos was?

Jugendliche ziehen in Scharen durch die Strassen, um gegen die laue Klimapolitik zu protestieren. Bewirken sie eine Wende, die es beim Schutz der Atmosphäre so dringend braucht?
Publiziert: 10.03.2019 um 03:08 Uhr
|
Aktualisiert: 12.03.2019 um 11:54 Uhr
Das erzählen wir noch unseren Kindern

Wer behauptet, aus den Mündern der Klimastreiker komme nichts als warme Luft, der hat da was verwechselt. Die wirklich heisse Luft ist das CO2 aus den Industrie-Schornsteinen, dem Auspuff der Autos und den Düsen der Flugzeuge.

Wahlen stehen vor der Tür, ein bisschen Grün im Parteiprogramm macht sich da gut – der FDP, die neuerdings den Klimastreik der Schüler unterstützt, könnte man opportunistisches Denken vorwerfen. Doch selbst wenn sie ernsthaft eine neue Klimapolitik vorantreiben möchte, ist das für die Klimabewegung nicht entscheidend. Weder für ihr Überleben noch für ihre Wirksamkeit. Wichtig ist das Scheinwerferlicht, das durch die Debatte auf die Bewegung geworfen wird und 
deren Schlagkraft verstärkt.

Denn die wahre Stärke des Schülerprotests ist die Aufmerksamkeit dafür. Dadurch hat er bei Zehntausenden Jugendlichen ein Bewusstsein für die Klimakatastrophe geschaffen. Der Kerngedanke, sich für die Umwelt einzusetzen, hat sich in ihren Köpfen festgesetzt. Und sollte die Welt nicht durch den Treibhauseffekt zugrunde gehen, wächst aus dieser Bewegung eine umweltbewusste Generation heran. Eine, die bereits darüber nachgedacht hat, wie ihre Zukunft aussehen wird. Und die deshalb die Welt von morgen so gestaltet, dass man in ihr leben kann.

Auch ich bin grün – hinter den Ohren. Und hellhörig geworden für die Rufe meiner Altersgenossen. Ihre Hingabe animiert mich, die Demons­trationen zu verfolgen. Wenn ich davon dann einmal meinen Kindern erzähle, wird die Botschaft dieser 
Bewegung bereits die nächsten Generationen erreicht haben.

Rachel Hämmerli, Mitarbeiterin SonntagsBlick

 

Wer behauptet, aus den Mündern der Klimastreiker komme nichts als warme Luft, der hat da was verwechselt. Die wirklich heisse Luft ist das CO2 aus den Industrie-Schornsteinen, dem Auspuff der Autos und den Düsen der Flugzeuge.

Wahlen stehen vor der Tür, ein bisschen Grün im Parteiprogramm macht sich da gut – der FDP, die neuerdings den Klimastreik der Schüler unterstützt, könnte man opportunistisches Denken vorwerfen. Doch selbst wenn sie ernsthaft eine neue Klimapolitik vorantreiben möchte, ist das für die Klimabewegung nicht entscheidend. Weder für ihr Überleben noch für ihre Wirksamkeit. Wichtig ist das Scheinwerferlicht, das durch die Debatte auf die Bewegung geworfen wird und 
deren Schlagkraft verstärkt.

Denn die wahre Stärke des Schülerprotests ist die Aufmerksamkeit dafür. Dadurch hat er bei Zehntausenden Jugendlichen ein Bewusstsein für die Klimakatastrophe geschaffen. Der Kerngedanke, sich für die Umwelt einzusetzen, hat sich in ihren Köpfen festgesetzt. Und sollte die Welt nicht durch den Treibhauseffekt zugrunde gehen, wächst aus dieser Bewegung eine umweltbewusste Generation heran. Eine, die bereits darüber nachgedacht hat, wie ihre Zukunft aussehen wird. Und die deshalb die Welt von morgen so gestaltet, dass man in ihr leben kann.

Auch ich bin grün – hinter den Ohren. Und hellhörig geworden für die Rufe meiner Altersgenossen. Ihre Hingabe animiert mich, die Demons­trationen zu verfolgen. Wenn ich davon dann einmal meinen Kindern erzähle, wird die Botschaft dieser 
Bewegung bereits die nächsten Generationen erreicht haben.

Rachel Hämmerli, Mitarbeiterin SonntagsBlick

 

Enthusiastisch und wirkungslos

Wenn die straff organisierte ita­lienische Eisenbahngewerkschaft protestiert, bringt das was. Aus drei Gründen.

Es gibt einen konkreten Adressaten: die staatliche Eisenbahngesellschaft. Es gibt klare Forderungen: weniger Arbeitszeit, mehr Lohn – innert 
24 Stunden. Und es hat unmittelbare Konsequenzen, wenn die Bahngesellschaft sich verweigert: Die Züge stehen still. Das ist sogar in Italien auf Dauer kein Zustand. Das Resultat: Die Angestellten bekommen eine Lohnanpassung, und die Züge fahren wieder. 

Das funktioniert auch bei Fluggesellschaften, Autoherstellern und Pastaproduzenten. Und manchmal sogar, wenn der Adressat eine Regierung ist. Wie zum Beispiel in Frankreich, wo die Gelbwesten Monsieur Ma­cron gehörig unter Druck setzen. Im Fall der unkoordinierten Klima-Jugend funktioniert es nicht. Aus drei Gründen. 

Der Adressat: die Menschheit, manchmal etwas enger auch die wirtschaftliche und politische Elite dieser Erde. Das bedeutet: Keiner fühlt sich zuständig. Die Forderungen: viel zu vage. «Klimaschutz, gopf­riedstutz!» – Wie denn? Bis wann denn? Und die unmittelbaren Konsequenzen für die 
Adressaten, sollten diese sich verweigern: keine. 

Was passiert also, wenn die Menschheit oder die Elite eine lose Reihe pauschaler Forderungen innerhalb einer nicht gesetzten Frist bei ausbleibenden unmittelbaren Konsequenzen nicht erfüllt? Nichts.

Das Resultat: Von der Bewegung werden ein paar Fotos, 
Videos und Interviews mit einer sympathischen jungen Schwedin bleiben. Die Medienkarawane zieht weiter, und wir fahren fort mit der Verschandelung des Planeten. Und die Schüler? Die machen wieder Hausaufgaben. Das ist schlecht für ihren Idealismus. Und schlecht fürs Klima.

Danny Schlumpf, Mitarbeiter SonntagsBlick Magazin

Wenn die straff organisierte ita­lienische Eisenbahngewerkschaft protestiert, bringt das was. Aus drei Gründen.

Es gibt einen konkreten Adressaten: die staatliche Eisenbahngesellschaft. Es gibt klare Forderungen: weniger Arbeitszeit, mehr Lohn – innert 
24 Stunden. Und es hat unmittelbare Konsequenzen, wenn die Bahngesellschaft sich verweigert: Die Züge stehen still. Das ist sogar in Italien auf Dauer kein Zustand. Das Resultat: Die Angestellten bekommen eine Lohnanpassung, und die Züge fahren wieder. 

Das funktioniert auch bei Fluggesellschaften, Autoherstellern und Pastaproduzenten. Und manchmal sogar, wenn der Adressat eine Regierung ist. Wie zum Beispiel in Frankreich, wo die Gelbwesten Monsieur Ma­cron gehörig unter Druck setzen. Im Fall der unkoordinierten Klima-Jugend funktioniert es nicht. Aus drei Gründen. 

Der Adressat: die Menschheit, manchmal etwas enger auch die wirtschaftliche und politische Elite dieser Erde. Das bedeutet: Keiner fühlt sich zuständig. Die Forderungen: viel zu vage. «Klimaschutz, gopf­riedstutz!» – Wie denn? Bis wann denn? Und die unmittelbaren Konsequenzen für die 
Adressaten, sollten diese sich verweigern: keine. 

Was passiert also, wenn die Menschheit oder die Elite eine lose Reihe pauschaler Forderungen innerhalb einer nicht gesetzten Frist bei ausbleibenden unmittelbaren Konsequenzen nicht erfüllt? Nichts.

Das Resultat: Von der Bewegung werden ein paar Fotos, 
Videos und Interviews mit einer sympathischen jungen Schwedin bleiben. Die Medienkarawane zieht weiter, und wir fahren fort mit der Verschandelung des Planeten. Und die Schüler? Die machen wieder Hausaufgaben. Das ist schlecht für ihren Idealismus. Und schlecht fürs Klima.

Danny Schlumpf, Mitarbeiter SonntagsBlick Magazin

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