Der Buchhaltungsskandal beim gelben Riesen hat hohe Wellen geschlagen. Die Postauto AG hat hohe Gewinne, die sie «gesetzeswidrig» im regionalen Personenverkehr gemacht hat, in einer anderen Sparte verbucht. Durch diese List schütteten Bund und Kantone zu hohe Subventionen aus, die sie nun zurückfordern. Die Rede ist von mehr als 78 Millionen Franken.
«Ich bin schockiert», meint der oberste Schweizer Preisüberwacher Stefan Meierhans (49) zu BLICK. Hinter der Masche der Postauto AG vermutet Meierhans eine latente Umsatzgier, die im öffentlichen Verkehr grundsätzlich nichts zu suchen habe. «Der mutmassliche buchhalterische Trick hat dazu geführt, dass öffentliche Gelder am falschen Ort verwendet wurden.»
Höhere Preise nicht gerechtfertigt
Genau diesem Gewinnstreben will Meierhans einen Riegel schieben. Er fordert tiefere Preise. Denn die Preiserhöhungen im öffentlichen Strassenverkehr seien in der Vergangenheit nicht gerechtfertigt gewesen. «Im öffentlichen Verkehr wurden Preiserhöhungen stets mit höheren Kosten für die Schieneninfrastruktur begründet», sagt Meierhans.
Davon sei der «Pneu-Anteil» des öffentlichen Verkehrs (ÖV) – also Busse und Postautos – aber nicht betroffen. «Und trotzdem haben auch sie bei diesen Preiserhöhungen stets mitgemacht.» Deshalb sei zwingend nötig, dass der Verteilschlüssel der Gelder im ÖV flexibilisiert wird, was die Branche bisher stets ablehnte.
SBB-Chef kündigte bereits tiefere Preise an
«Das Problem mangelnder Transparenz ist symptomatisch für den ÖV», so die Ansicht von Meierhans. Für ihn «geht es nicht an, dass Politik und Behörden nicht glasklare Informationen über die Verwendung der Steuergelder haben».
Meierhans ist deshalb froh, dass SBB-Chef Andreas Meyer (56) kürzlich verlauten liess, dass die Schmerzgrenze nun erreicht sei und die Billettpreise nicht mehr erhöht würden. Eine Massnahme dazu ist es, die tiefere Mehrwertsteuer (0,3 Prozent) an die Konsumenten weiterzugeben, anstatt in die Unternehmenskasse fliessen zu lassen.
Das sind mehrere Millionen Franken. Meierhans fordert, analoge Massnahmen auch bei den regionalen Tarifverbünden wie Libero in Bern oder ZVV in Zürich einzuführen. «Entsprechende Gespräche werden bald geführt», bestätigt er.