Positivitätsrate nicht mehr relevant
Bei diesen Richtwerten könnte der Bundesrat verschärfen

Wie schlecht muss die Corona-Lage werden, damit der Bundesrat wieder verschärft? Die Landesregierung hat die Richtwerte dafür definiert. Die umstrittene Positivitätsrate ist dabei nicht mehr berücksichtigt.
Publiziert: 20.03.2021 um 15:10 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2021 um 10:34 Uhr
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Das Warten geht weiter: Die Restaurants müssen nach wie vor geschlossen bleiben.
Foto: Keystone

Für Lockerungen der Corona-Massnahmen ist der Zeitpunkt der falsche: Das hat Gesundheitsminister Alain Berset (48) deutlich gemacht – zu hoch sind die Fallzahlen, zu schlecht die Aussichten. Statt der erhofften Öffnung der Restaurantterrassen und kleineren Veranstaltungen hat sich die Landesregierung daher nur für ein «Zückerchen» entschieden: Neu dürfen sich privat zehn statt fünf Personen wieder treffen.

Zum ersten Mal seit langem hat der Bundesrat aber auch wieder über Verschärfungen geredet – und unter welchen Umständen diese nötig sein könnten. Neben einer Inzidenz von mehr 350 Fällen pro 100'000 Einwohner sind drei weitere Werte entscheidend, wie aus einem Faktenblatt des Bundesamts für Gesundheit (BAG) hervorgeht, das am Freitagabend online ging.

Hospitalisierungen statt Positivitätsrate

So drohen Verschärfungen, wenn mehr als 300 Corona-Patienten Intensivpflege benötigen und im Wochenschnitt mehr als 80 Personen täglich hospitalisiert werden müssen. Auch der R-Wert, der schätzt, wie viele Personen ein Infizierter jeweils etwa ansteckt, ist entscheidend: Sobald dieser über 1,15 liegt, will sich der Bundesrat über Verschärfungen Gedanken machen. Wie Berset erneut betont hat, bedeuten diese Richtwerte keinen Automatismus. Und: Welche Verschärfungen im Fall des Falles zum Zug kämen, wollte er an der Medienkonferenz vom Freitag nicht ausführen.

Gleichzeitig hat die Landesregierung auch schon definiert, welche Werte mit einer möglichen Verschärfung – sollte sie denn nötig sein – wiederum erreicht werden müssten: Eine Inzidenz unter 250, weniger als 250 Schwerstkranke, R-Wert unter eins, und weniger als 50 Hospitalisierungen pro Tag.

Auffällig ist: Die Positivitätsrate, also der Anteil positiver Tests, ist nirgends mehr erwähnt. Beim nun auf Eis gelegten Lockerungsplan war dieser Wert noch massgeblich. Allerdings hatte das auch für grosse Kritik gesorgt: Denn mit der Massenteststrategie wird der Wert unzuverlässiger. Auf Nachfrage bestätigt das BAG, dass der Wert künftig nicht mehr zum Zug kommen soll: «Er wurde aufgegeben, weil man sich in der Fachwelt einig ist, dass die Positivitätsrate künftig an Gewicht verlieren wird, weil sie zu wenig aussagekräftig ist», heisst es.

Richtwerte abhängig von Impfkampagne

Neu entbrennen wird die Diskussion um die Richtwerte ohnehin, wenn mehr Leute geimpft sind. Da noch nicht alle Risikogruppen geimpft sind, ist die Schweiz laut BAG-Definition in Phase eins. Eine zweite Phase werde eintreten, sobald alle Risikogruppen zum Zug gekommen sind. «In dieser Phase kann ein Anstieg der 14-Tages-Inzidenz über den Wert von 350 zugelassen werden», so das BAG.

Ob und welche Richtwerte in der dritten und letzten Phase - wenn nämlich die gesamte Bevölkerung, die das will, geimpft ist – noch gelten, ist aktuell noch offen. (gbl)

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