Politiker vs. Millionen-Betrüger
Straf-Anzeige gegen Gemeinde-Ammann

Was hat der Zufiker Politiker mit dem deutschen 160-Millionen-Betrüger zu tun?
Publiziert: 06.08.2012 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:12 Uhr
Gemeindeammann von Zufikon: Christian Baumann.
Von Daniel Meier

Christian Baumann (59), der parteilose Gemeindeammann von Zufikon AG, hat eine Anzeige am Hals. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Aargau bestätigt BLICK: «Gegen Christian Baumann ist eine Strafanzeige wegen Veruntreuung eingereicht worden.» Derzeit werde abgeklärt, was an den Vorwürfen dran ist. Für Baumann gilt die Unschuldsvermutung.

Die Geschichte geht weit zurück. Und das Verrückte ist: Die Anzeige kommt von einem verurteilten Millionenbetrüger!

Der Deutsche Hans Heinrich Kuhlen (62) betrog in den 90ern mehrere Tausend Kleinanleger. Insgesamt ging es um eine Schadenssumme von 160 Mio. Franken. Über seine Firma Wellshire Securities verkaufte Kuhlen wertlose Aktien von erfundenen US-Firmen. Er beschäftigte angeblich gegen 30 Verkäufer, um seine Schrottaktien an Anleger in Deutschland zu vertreiben.

Mitte der 90er-Jahre arbeitete Kuhlen auch mit Baumann zusammen, der damals als Vermögensverwalter tätig war. Zu BLICK sagt Baumann: «Meine Zusammenarbeit mit Hans Heinrich Kuhlen war anfangs gut. Ich habe ihn auch in Düsseldorf besucht und mich davon überzeugt, dass er seriös arbeitet. Später hat sich dann leider herausgestellt, dass er ein Betrüger ist. Er hat auch mich arglistig getäuscht.»

«Er hat auch mich arglistig getäuscht»

An Heiligabend 1995 wurde Kuhlen verhaftet. Gegen ihn wurden in Deutschland und den USA mehrere Prozesse geführt. Er sass viele Jahre in Haft, wurde rückfällig und erneut verurteilt. Inzwischen ist er wieder frei – und will Geld von Baumann.

Laut der eingereichten Anzeige liess Kuhlen Mitte der 90er von Baumann einen Trust in Kanada einrichten. Auf das Konto des Trusts will er damals eine halbe Million Dollar eingezahlt sowie weitere Vermögenswerte übertragen haben. Zudem habe sich Kuhlen 1995 mit 40 Prozent an Baumanns frisch gegründeter Finanzfirma CBIC beteiligt. Das fordert er nun alles zurück.

Baumann bestätigt, dass er für Kuhlen einen Trust eingerichtet habe und als einer der Trust-Verwalter tätig gewesen sei. Aber: «Wie viel Geld ursprünglich eingezahlt wurde, kann ich nicht mehr sagen. Dieser Trust wurde schon vor rund zehn Jahren mangels Aktiven liquidiert.» Mit anderen Worten: Das Vermögen ist weg.

Von der Anzeige gegen ihn weiss Baumann nichts. «Dass Hans Heinrich Kuhlen nun Forderungen gegenüber mir erhebt, ist mir nicht bekannt. Vielmehr ist es so, dass er mir noch erhebliche Beträge schuldet.» Seit 2009 ist er Gemeindeammann. Seine Firma CBIC besitzt er weiterhin und amtet gemäss Handelsregister als Direktor einer Vermögensverwaltung.

Kuhlen selber war nicht zu sprechen. Laut seinem Anwalt kämpft er nicht für sich selbst. Seine Forderungen habe er an eine Kanzlei abgetreten, die die Interessen von Kuhlens Anlageopfern vertrete.

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