Politiker ärgern sich über Bundesämter
Jedem Beamten seinen Bonus

In manchen Bundesämtern erhält jeder zweite Beamte einen hübschen Bonus. Auch schlechte Noten im Qualifikationsgespräch sind rar – insbesondere an der Spitze der Ämter-Hierarchie.
Publiziert: 20.06.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 17:30 Uhr
Grosszügige Chefin: 2014 zeigte sich Eveline Widmer-Schlumpfs Finanzdepartement besonders spendabel gegenüber den Beamten.
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Christoph Lenz

Sie ist zurück: die Debatte über die Boni der Chefs von SBB, Swisscom und Post. Doch auch bei der Bundesverwaltung selbst werden grosszügige Leistungsprämien ausgeschüttet. Obwohl dieser Zustupf eigentlich nur für «überdurchschnittliche Leistungen und besondere Einsätze» vorgesehen ist, erhält in manchen Ämtern jeder zweite Mitarbeiter einen Bonus. Dies enthüllt die «Sonntags­Zeitung». Sie stützt sich dabei auf eine Informationsnotiz aus dem Finanzdepartement, die auch dem BLICK vorliegt.

Mit den Abzocker-Salären der Wirtschaftskapitäne haben die Prämien beim Bund natürlich wenig gemein. Zu eng sind die Grenzen der Gesetze. So darf ein Beamten-Bonus höchstens 15 Prozent des maximalen Jahreseinkommens betragen.

Wo die Mehrheit einen Zustupf kassiert

Dennoch wirft die grosszügige Prämienpraxis in manchen Ämtern Fragen auf. Beim einflussreichen Staatssekretariat für Internationale Finanzfragen etwa erhielten 2014 53,5 Prozent der Mitarbeitenden eine Prämie. Und zwar nicht zu knapp. Der durchschnittliche Bonus betrug 5244 Franken.

Auch beim Eidgenössischen Personalamt, bei der Eidgenössischen Finanzverwaltung und bei der Zentralen Ausgleichsstelle (ZAS) hat rund jeder zweite Mitarbeiter Ende des Jahres einen Zusatzbatzen erhalten. Besonders irritierend ist das bei der ZAS: 2013 und 2014 wurde das Amt, das für die Auszahlung der AVH-Gelder zuständig ist, von verschiedenen Beschaffungsskandalen erschüttert.

Wo niemand ungenügende Arbeit macht

Markante Unterschiede zeigen sich auch zwischen den Departementen: Während im Finanzdepartement – damals noch unter der Führung von Eveline Widmer-Schlumpf (BDP) – 31,7 Prozent der Mitarbeiter ­einen Bonus von durchschnittlich 3087 Franken erhielten, war das Aussendepartement von Didier Burkhalter (FDP) weniger spendabel. Hier hat 2014 nur jeder fünfte Beamte eine Prämie von durchschnittlich 2343 Franken bezogen.

Massive Unterschiede zwischen Ämtern und Departementen existieren auch bei der Leistungsbewertung. Sie ist massgeblich für das Lohnwachstum der Angestellten. Je besser die Noten, desto stärker wächst der Zahltag. Interessant hierbei: Vorab im nahen Umfeld der Bundesräte beurteilt man die Arbeit der Angestellten wohlwollend. Von den rund 1750 Mitarbeitern der Generalsekretariate (ohne EDA) hat 2014 kein einziger die Note «ungenügend» erhalten.

Aeschi: Nur jeder Fünfte sollte Bonus erhalten

«Boni werden viel zu oft verteilt»: SVP-Finanzpolitiker Thomas Aeschi.
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Finanzpolitiker zeigen sich irritiert über diese Zahlen. Für SVP-Mann Thomas Aeschi setzt der Bund
seine Personalinstrumente grundsätzlich falsch ein. «Gute Bewertungen und Leistungsprämien werden viel zu oft verteilt. Damit verlieren sie ihre Wirkung.»

Ginge es nach Aeschi, sollten maximal 20 Prozent der Angestellten einen Bonus erhalten. Dies umso mehr, als die Durchschnittslöhne beim Bund schon gleich hoch seien wie bei Bankern und durch den automatischen Lohnanstieg trotz negativer Teuerung weiter wachsen würden.

«Wir werden das anschauen»: Margret Kiener Nellen, Präsidentin der Finanzkommission.
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Margret Kiener Nellen (SP/BE), Präsidentin der Finanzkommission, will sich inhaltlich vorerst nicht äussern. «Wir werden diese Informationen in der Finanzkommission in Ruhe anschauen und beurteilen.»

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