Darum gehts
- Roger Nordmann erhält BAG-Mandat für elektronisches Patientendossier
- Kritik an Vergabe: Nordmann hat keine bekannte Expertise im Gesundheitsbereich
- Mandat läuft von Juli bis Dezember 2025, Honorar maximal 125'000 Franken
Es ist eine Berner Drehtür: Am 20. März 2025 trat SP-Nationalrat Roger Nordmann (52) zurück. Daraufhin gründete er eine Beratungsfirma und trat schon Mitte Juli 2025 wieder ein in die politische Welt.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) vergab an seine Firma ein externes Beratungsmandat, das sich mit dem elektronischen Patientendossier befasst. Das Mandat läuft von Mitte Juli 2025 bis Ende des Jahres und kann 2026 verlängert werden.
Doch jetzt gibt es Kritik. Zum einen verfüge Roger Nordmann über wenig Expertise im Gesundheitsbereich. Seine Spezialgebiete im Parlament waren erneuerbare Energien und Finanzen. Andererseits gehört das BAG zum Innendepartement von SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (61). Kumpanei, Gefälligkeit?
«Roger Nordmann habe ich dort noch nie gesehen»
Auf Facebook ärgerte sich Frédéric Lehner: «Roger Nordmann hat kein Fachwissen im Gesundheitsbereich und war nie in der Gesundheitskommission des Parlaments», kritisiert er. Der Freiburger bezeichnet sich selbst als Lobbyist für das Gesundheitswesen. Er ist Berater in den Bereichen medizinische Informatik, Biomedizin und Bioinformatik.
Nordmann fehle das Netzwerk, sagt er. «Als Gesundheitsexperte werde ich oft zu Veranstaltungen zum Thema Gesundheit oder dem EPD eingeladen. Roger Nordmann habe ich dort noch nie gesehen.»
Auch SVP-Nationalrat Yvan Pahud (45) war überrascht, als er erfuhr, dass die sozialdemokratische Bundesrätin «die Dienste ihres Genossen Roger Nordmann in Anspruch genommen hat». In der Kommission habe er nachgehakt: «Sie haben mir eine sehr politische Antwort gegeben. Nämlich, dass es die Unterstützung eines ehemaligen Parlamentariers mit einem Netzwerk brauche, der die nützlichen Kontakte für die Einführung des EPD ermöglichen würde.»
«Dafür wurde ich nicht eingestellt»
Roger Nordmann verteidigt sich: «Ich habe nicht den Anspruch, ein Gesundheitsspezialist zu sein, davon gibt es bereits viele. Dafür wurde ich nicht eingestellt. Mein Job ist es, einen Überblick zu haben, einen neuen und unabhängigen Blickwinkel einzunehmen und Ratschläge zum Gesetzgebungsprozess und zum politisch-wirtschaftlichen Prozess zu geben.»
Nordmann erinnert daran, dass das EPD in der Schweiz nicht gut funktioniert. Es gab Blockaden, nur wenige nutzen die digitale Krankenakte. «Ich wurde wegen meiner Fähigkeit, Fragen zu stellen, angesprochen. Jetzt ist die Option für eine zentrale Infrastruktur gefallen und es geht darum, die Details der Botschaft, die Verabschiedung im Parlament und die Erklärungen drumherum vorzubereiten. Das BAG wünschte sich auf dieser Ebene der politischen Arbeit Unterstützung.»
Auch das Innendepartement und das BAG schreiben, dass Roger Nordmann beauftragt worden sei, «weil er die politischen Prozesse auf Bundes- und Kantonsebene sowie die verschiedenen Akteure in den föderalen Strukturen unseres Landes bestens kennt. Schliesslich verfügt er über grosse Erfahrung im Umgang mit komplexen Gesetzgebungsprozessen».
Der ehemalige Nationalrat «wird insbesondere die Aufgabe haben, Gespräche mit Verbänden, Organisationen und anderen Interessengruppen zu führen, um dazu beizutragen, dass die Revision so gut wie möglich in die gesamte Gesellschaft eingebettet wird».
Maximal 125'000 Franken
Nordmann bekommt höchstens 125'000 Franken in einem Zeitraum von 17,5 Monaten. Er wird für die tatsächlich aufgewendete Zeit vergütet. «Ich war bereits vor meiner Zeit als Nationalrat als Berater tätig», sagt Nordmann. «Ich habe keine Rente, also muss ich meinen Lebensunterhalt verdienen. Meine Honorare liegen im unteren Bereich der Beraterhonorare.»