BLICK: Herr Schnegg, Sie haben in Bern eine konsequente Maskenpflicht eingeführt. Weshalb fordern Sie den Bund jetzt auf, die Kantone beim Contact Tracing, also der Nachverfolgung der Ansteckungsketten, zu unterstützen?
Pierre Alain Schnegg: Jetzt können wir das Contact Tracing noch sicherstellen. Doch es wäre verheerend, müssten wir plötzlich damit aufhören, weil wir keine Ressourcen mehr haben. Klar können wir dafür ständig neues Personal anstellen. Aber das ist nicht so einfach. Irgendwann kommen wir mit der Rekrutierung nicht mehr nach. Warum könnte man deshalb nicht auf die Unterstützung von Armee, Zivis oder Zivilschutz zurückgreifen? Sie haben während der ersten Phase der Corona-Pandemie gute Arbeit geleistet.
Was stellen Sie sich konkret vor?
Es geht nicht darum, dass der Bund die Verantwortung übernehmen soll. Aber er sollte uns Kantone unterstützen. Die Armee hat im Frühling ja auch die Kantone unterstützt, indem sie in Altersheimen und Spitälern Einsätze leistete. Nun geht es um genau das Gleiche. Ich erwarte kein nationales Contact Tracing!
Bundesrat Alain Berset scheint nicht viel Verständnis für die Forderung zu haben. Er machte klar, dass die Kantone aus seiner Sicht wussten, was auf sie zukommt. Aber sich vielleicht nicht richtig vorbereitet haben.
Das stimmt nicht. Die Kantone haben sich vorbereitet. Aber vor einigen Monaten sagte der Bund noch, dass man das Contact Tracing mache bis maximal 100 Fälle pro Tag. Jetzt sind wir bald bei 2000! Rein logistisch wird es bei uns langsam eng. Man muss sehen: Vor einigen Monaten waren es noch einige wenige Leute, die das Contact Tracing gemacht haben.
Und heute?
Inzwischen ist das Contact Tracing mit 80 Vollzeitstellen das grösste Amt in meiner Direktion. Und wir rekrutieren weiter.