Partei saugt heimlich Daten von Webseiten-Besuchern ab
CVP verschweigt Facebook-Spion

Der Wahlkampf findet online statt – offenbar auch mit fragwürdigen Mitteln. So saugte ein Datenspion der CVP bis vor kurzem alle Informationen von Usern ab und lieferte sie ungefragt an Facebook weiter. Der eidgenössische Datenschützer ist alarmiert.
Publiziert: 26.06.2019 um 07:00 Uhr
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Aktualisiert: 26.06.2019 um 07:06 Uhr
Facebook liest mit: Die CVP unter der Leitung von Präsident Gerhard Pfister liefert ungefragt Daten der User der Partei-Homepage an den US-Konzern.
Foto: Keystone
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Cinzia Venafro

Die CVP ist im Datensammelfieber: Wer auf die Homepage der Mittepartei klickt und gleichzeitig bei Facebook angemeldet ist, liefert unfreiwillig Daten an den Social-Media-Konzern.

Die Partei hat auf ihrer Homepage einen Datenspion installiert, der fleissig mitliest – und alles an Facebook abliefert, was das persönliche Surfverhalten so hergibt. Der Spion überwacht und speichert also jede Klickbewegung. Resultat: Ruft man irgendwann die Facebook-Seite auf oder geht zu Instagram, erhält der User personalisierte CVP-Werbung.

Datenschützer Lobsiger: «Ich erwarte von den Parteien, dass sie eine Vorbildfunktion einnehmen»

Brisant: Die CVP Schweiz verschwieg ihren Datenspion bisher. Ein entsprechender Hinweis auf den heiklen Datenfluss war nirgends zu finden.

Aufgedeckt hat die CVP-Datenkrake das SRF-Politmagazin «Rundschau». Dem Magazin gegenüber betont der eidgenössische Datenschutzbeauftragte Adrian Lobsiger (59) zwar, dass die Parteien solche Instrumente einsetzen dürfen. Aber sicher nicht heimlich! Er betont: «Ich erwarte von den Parteien, dass sie eine Vorbildfunktion einnehmen.»

Bei der CVP war man sich zunächst keiner Schuld bewusst. Die Partei hatte gegenüber der «Rundschau» mehrmals betont, ihre Homepage entspreche den Vorgaben des Datenschutzbeauftragten voll und ganz. «Wir haben immer sehr grossen Wert daraufgelegt, dass sämtliche datenschutzrechtlichen Auflagen erfüllt sind. Deshalb sehe ich da kein Problem», sagte Parteipräsident Gerhard Pfister (56).

Datenkrake macht CVP dann doch Bauchschmerzen

Doch ob der eigenen heimlichen Datenkrake bekam die CVP dann doch Bauchschmerzen. Seit die «Rundschau» sie mit ihrer Recherche konfrontiert hat, prangt jetzt auf der Partei-Homepage ein entsprechender Hinweis auf den Spion. «Wir passen unsere Datenschutzhinweise laufend den Empfehlungen des Datenschützers an», sagt Parteichef Pfister dazu.

Die CVP ist nicht allein mit ihrer Datensammelwut. «Es wird versucht, Bauernfängerei mit Daten zu betreiben und die Leute hinters Licht zu führen», sagte Adrian Lobsiger kürzlich gegenüber SRF. Von den Bundesratsparteien weisen FDP und SVP darauf hin, dass «der Benutzung von externen Diensten zustimmt», wer ihre Website aufruft.

Wer der CVP-Datenkrake entgehen will, kann dies übrigens mit einem einfachen Trick: Einfach bei Facebook und Instagram nicht ständig eingeloggt bleiben!

Mehr zum digitalen Wahlkampf zeigt die «Rundschau» heute Abend um 20.05 Uhr auf SRF 1.

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