Parlament will neues Alarm-System
Im Notfall soll das Handy warnen

Bei Naturkatastrophen sollen die Menschen in der Schweiz künftig über ihr Handy alarmiert werden. Die «Cell Broadcast»-Technologie ist schon in verschiedenen Ländern im Einsatz – und stösst auch im Bundesparlament auf Anklang. Vorteil: Man braucht keine App.
Publiziert: 23.03.2023 um 00:40 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2023 um 08:30 Uhr
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Vorbild Deutschlannd: Mit der «Cell Broadcast»-Technologie können Warnungen an jedes Handy geschickt werden, das sich im betroffenen Gebiet befindet.
Foto: imago/Sven Simon

Bei heftigen Regenfällen oder beim Brand einer Lagerhalle mit giftigem Rauch muss es plötzlich schnell gehen. Eine rechtzeitige Warnung kann Leben retten. Bei Naturkatastrophen sollen die Menschen in der Schweiz deshalb künftig über ihr Handy alarmiert werden.

Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerats (Urek-S) hat am Mittwoch die Motion der Aargauer FDP-Nationalrätin Maja Riniker (44) einstimmig angenommen.

Eine bestimmte App ist nicht nötig

Mit der sogenannten «Cell Broadcast»-Technologie können Warnungen an jedes Handy geschickt werden, das sich im betroffenen Gebiet befindet. Mit einer Push-Textnachricht erreicht werden auch Mobiltelefone, ohne dass eine bestimmte App installiert ist.

Die Warnung wird dabei allen Geräten gesandt, die in Funkzellen im Gefahrengebiet eingeloggt sind. Das funktioniert sogar bei Mobiltelefonen, die nicht internettauglich sind. Nach Angaben des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (Babs) sind die meisten Handys mit dem System kompatibel.

Auf diese Weise sind auch Personen zu erreichen, die sich nur vorübergehend im Land aufhalten, etwa Touristinnen und Touristen. Heute wird über ein Netz von rund 5000 stationären und 2200 mobilen Sirenen, das Radio und die App «Alertswiss» alarmiert. Der Ständeratskommission ist es ein Anliegen, dass Cell Broadcast mit den bestehenden Systemen koordiniert wird.

Schon in diversen Ländern im Einsatz

Der Nationalrat hatte Rinikers von 57 weiteren Ratsmitgliedern unterzeichnete Motion schon Ende 2021 angenommen. Auch der Bundesrat ist einverstanden mit dem Vorstoss. Dieser geht nun an den Ständerat, wo die Chancen ebenfalls gut stehen.

In Japan wird via Cell Broadcast vor Erbeben gewarnt, in den USA vor Wirbelstürmen. Nach der Flutkatastrophe vom Sommer 2021 hat auch Deutschland beschlossen, die Technologie einzuführen.

In der Schweiz hat man bereits im Jahr 2014 geprüft, per Cell Broadcast zu warnen. Damals entschied der Bund aber, die Technologie nicht zu nutzen, weil sie zu jenem Zeitpunkt noch «einigen Beschränkungen» unterlag. (SDA/dba)

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