Die Schweizer Armee befindet sich im Wandel. Mit der laufenden Reform Weiterentwicklung der Armee (WEA) wird das Heer verkleinert und besser ausgerüstet. Einige Probleme lassen sich aber nicht über Nacht lösen. So leidet die Armee seit Jahren unter einem notorischen Offiziersmangel.
Jetzt schlägt die Schweizerische Offiziersgesellschaft (SOG) Alarm. «Gut ausgebildete Offiziere fehlen an allen Ecken und Enden», sagt Präsident Stefan Holenstein. Die Politik hat sich des Themas angenommen, heute diskutiert der Nationalrat darüber. Eine Mehrheit der Sicherheitspolitischen Kommission fordert den Bundesrat zum Handeln auf.
Die Landesregierung ist sich der Problematik zwar «bewusst», schreibt sie in der Antwort auf das Postulat. Im Rahmen der WEA würden aber Massnahmen ergriffen, um die Situation zu entschärfen.
So plant der Bundesrat etwa finanzielle Gutschriften für Offiziersanwärter, die diese später für zivile Ausbildungen einsetzen können. Und einige Universitäten honorieren bereits heute militärische Ausbildungen mit Studienpunkten, die für einen Universitätsabschluss nötig sind.
Doch das reicht den Offizieren nicht. «Es geschieht viel zu wenig und zu wenig schnell», klagt Oberst im Generalstab Holenstein.
«Maturanden sind schwer zu überzeugen»
Fakt ist: Der militärische Fachkräftemangel ist bei höheren Graden akut. Konkret fehlten unter anderem Hauptleute, bestätigt Renato Kalbermatten, Sprecher des Verteidigungsdepartements.
Gemäss der neusten Armeeauszählung fehlten 2016 über 1300 Kader der Grade Hauptmann, Major, Oberstleutnant und Oberst. Bei einem Sollbestand von 8985 lag der effektive Bestand bei nur 7541. Fast jede fünfte Chefposition ist also unbesetzt.
Holenstein sagt, dass zu viele Kandidaten keine Lust auf eine Offizierskarriere hätten – geschweige denn auf einen höheren Grad. «Gerade Maturanden sind schwer zu überzeugen. Eine gute Mischung im Offizierskorps ist aber sehr wichtig.»
Offiziere appellieren an die Armeespitze
Deshalb fordert die SOG eine grosse Vereinbarkeits-Initiative. Jede Universität müsse den studierenden Soldaten Punkte für ihren Abschluss gutschreiben. Holenstein skizziert den Fahrplan: «Bis Ende 2017 sollten von Seiten der Armee mit allen Hochschulen Kontakte bestehen, Anrechnungsmöglichkeiten evaluiert werden und diese bis Ende 2018 flächendeckend umgesetzt sein.»
So könnten Anreize für junge Männer und Frauen geschaffen werden, ist Holenstein überzeugt.