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Offener Brief
Die Schweiz soll die Corona-App testen!

Die Corona-App verzögert sich. Nun fordert eine Gruppe, die Zeit für eine breitere Testphase zu nutzen.
Publiziert: 12.05.2020 um 23:19 Uhr
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Aktualisiert: 13.05.2020 um 09:56 Uhr
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Möglichst viele Leute sollen die Corona-Tracing-App testen. Das fordert ein offener Brief einer Gruppe um GLP-Politiker Nicola Forster.
Foto: Keystone
Gianna Blum

Die App, die einen vor einer möglichen Corona-Ansteckung warnt, kann man sich vorerst noch nicht aufs Smartphone laden. Der Bundesrat will am Mittwoch erst einmal über eine Testphase mit einem begrenzten Nutzerkreis entscheiden. Es ist anzunehmen, dass wieder die ETH Lausanne und Zürich und die Armee dazugehören werden – sie haben bisher erste Versionen der App getestet.

Breitere Testphase gefordert

Dieses Vorgehen stösst auf Kritik. In einem offenen Brief an SP-Bundesrat Alain Berset (48), der auf Twitter die Runde macht, fordert eine Gruppe bekannter und weniger bekannter Personen aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft, dass der Bund die App viel breiter testet. In einem ersten Schritt sollen Freiwillige aus einer «demografisch repräsentative Gruppe» zum Zug kommen, die über die IT-Fachwelt hinausgeht – genannt sind eine Reihe Organisationen wie das Rote Kreuz oder Pro Juventute.

In einem zweiten Schritt soll der Testerkreis nochmals massiv ausgeweitet werden: «Mindestens 100'000 Freiwillige, eventuell an bestimmten Arbeits- und Wohnschwerpunkten wie Lausanne, Lugano, Genf, Bern, Zürich oder Basel, sollen beteiligt werden.» Der Brief fordert, dass parallel dazu untersucht wird, welchen Einfluss die App auf das Verhalten der Nutzer hat.

Unterschrieben haben unter anderem Christine Kopp (53), stellvertretende Direktorin des Schweizerischen Roten Kreuzes, und Nicola Forster (35), Stiftungsrat von Science et Cité und Co-Präsident der Zürcher Grünliberalen. Zur Gruppe gehört laut Brief auch Epidemiologe Marcel Salathé (44), der allerdings nicht unterzeichnet hat.

Verzögerung als Chance

Dass die Gruppe Druck aufbaut, hat damit zu tun, dass die App später kommt als vorgesehen. Bevor sie der Bevölkerung zur Verfügung steht, will das Parlament eine Gesetzesgrundlage. Das kann bis im Sommer dauern. Bis dahin kann die App nur im Testmodus eingesetzt werden.

«Die Verzögerung ist auch eine Chance», findet Forster. «So können in der Testphase auch Nutzer Erfahrungen mit der App machen, die weniger technikaffin sind.» Beziehe man die Bevölkerung in die Testphase möglichst breit mit ein, erreiche man ausserdem relevante Testergebnisse und könne daraus lernen. «Zusätzlich wird das Vertrauen in die App gestärkt.»

Von der zweiten vorgeschlagenen Testphase mit 100'000 Freiwilligen erhofft man sich zudem, die weitere Ausbreitung der Pandemie bereits bremsen zu können.

Eine offizielle Reaktion des Bundesrats auf die Forderungen ist bislang ausgeblieben. Laut Forster steht man aber informell im Dialog mit den zuständigen Stellen.

So funktioniert die Corona-App

DP3T ist eine von der EPFL und der ETH Zürich initiierte App, die helfen soll, die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. So funktioniert die App: Erkrankt eine Person an Covid-19, erhält sie von ihrem Arzt einen Code, den sie eintippt. In der Folge werden alle Anwender der App gewarnt, die sich in den letzten zwei Wochen in der Nähe der infizierten Person aufgehalten haben – und aufgefordert, sich in Quarantäne zu begeben oder einen Arzt aufzusuchen. Im Zentrum des Projekts steht der Datenschutz: Die individuellen Bewegungsdaten werden lokal auf dem Smartphone gespeichert – und sollen so vor Missbrauch geschützt sein.

DP3T ist eine von der EPFL und der ETH Zürich initiierte App, die helfen soll, die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. So funktioniert die App: Erkrankt eine Person an Covid-19, erhält sie von ihrem Arzt einen Code, den sie eintippt. In der Folge werden alle Anwender der App gewarnt, die sich in den letzten zwei Wochen in der Nähe der infizierten Person aufgehalten haben – und aufgefordert, sich in Quarantäne zu begeben oder einen Arzt aufzusuchen. Im Zentrum des Projekts steht der Datenschutz: Die individuellen Bewegungsdaten werden lokal auf dem Smartphone gespeichert – und sollen so vor Missbrauch geschützt sein.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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