Drei Mitarbeiter in einem Bündner Hotel hatten sich angesteckt, die Visiere getragen haben. Unter den Maskenträgern im Personal habe sich hingegen kein einziger infiziert, bestätigte die Bündner Kantonsärztin Marina Jamnicki am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Auch wenn die Beobachtung nicht repräsentativ sei, falle das Bild doch klar und eindeutig aus.
Jamnicki hatte bereits am Dienstag vor den Plastikvisieren gewarnt. Die Analyse der Fälle und der Übertragungswege hätten gezeigt, dass insbesondere die in der Gastronomie verbreiteten Visiere ungenügend Schutz vor Infektion bieten.
«Keine 3. Alternative» zu Distanz oder Maske
Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) betont einerseits, das Gesichtsvisier sei nur als Ergänzung geeignet und ersetze keinesfalls eine Gesichtsmaske. «Die Verwendung des Visiers ist keine 3. Alternative», so BAG-Sprecher Yann Hulmann. Auch Hygiene und Distanzregeln müssten eingehalten werden.
Die entsprechenden Massnahmen seien aber den Branchen überlassen, so Hulmann. Der Bund nehme nun Kontakt mit Gastrosuisse auf. Dort ist man sich der Problematik bewusst.
BAG weist schuld von sich
Im «Schutzkonzept für das Gastgewerbe unter Covid-19» vom 22. Juni heisst es: «Zwei Personen, die länger nebeneinander arbeiten, halten einen Abstand von 1,5 Metern zueinander ein, wenden sich den Rücken zu und arbeiten versetzt, oder tragen Hygienemasken (chirurgische Masken, OP-Masken) oder Gesichtsvisiere.»
Das Konzept entstand in Zusammenarbeit mit dem Bund. Das BAG allerdings wies auf BLICK-Anfrage alle Schuld von sich: Man habe immer gesagt, dass Schutzvisiere nicht genügend Sicherheit böten. (SDA/sf/hal)