NGO warnen vor Freihandelsabkommen mit Mercosur-Staaten
«Niemand weiss, was genau drin steht»

Das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten könnte bald unterschrieben werden. Kritiker warnen vor den ökologischen Folgen.
Publiziert: 28.07.2019 um 14:56 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:04 Uhr
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Der Abschluss des Abkommens wäre ein Erfolg für Wirtschaftsminister Parmelin.
Foto: Keystone
Simon Marti

Schon im August könnte es so weit sein: Die Schweiz stehe kurz vor dem Abschluss eines Freihandelsabkommens mit den Mercosur-Staaten, wird in Bern gemunkelt.

Der Vertrag mit Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay – das linksautoritäre Venezuela ist derzeit aus dem Staatenbund ausgeschlossen – wäre für Wirtschaftsminister Guy Parmelin (59, SVP) ein Erfolg.

Allerdings einer, gegen den Nichtregierungsorganisationen Sturm laufen.

Umstrittene und späte Studie

Die Amtsführung des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro (64) steht in der Kritik – vor allem seine Umweltpolitik. «Wir sind nicht gegen ein Freihandelsabkommen, fordern aber, dass verbindliche Nachhaltigkeitskriterien aufgenommen werden», sagt Christine Badertscher von der Schweizerischen Stiftung für Entwicklungszusammenarbeit (Swissaid).

«Das Problem ist, dass ausser den Verhandlungsteilnehmern niemand weiss, was genau drinsteht.» Badertscher spielt auf mögliche Umweltfolgen des Freihandels an, in Südamerika und in der Schweiz. Diese soll nun eine Studie unter die Lupe nehmen, die das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) in Auftrag gegeben hat. Das Problem: Die Ergebnisse dürften erst Ende Jahr vorliegen, bei der anstehenden Verhandlungsrunde also kaum weiterhelfen – obwohl das Seco betont, dass «Zwischenresultate fortlaufend evaluiert und gegebenenfalls berücksichtigt» werden.

Kritiker halten die Studie für eine Alibiübung. «Die Überprüfung der ökologischen Auswirkungen des Abkommens kommt denkbar spät», sagt Badertscher.

Problematische Fleischimporte

Auch der Schweizer Tierschutz (STS) hat grosse Bedenken, «sowohl für das Tierwohl in der Nutztierindustrie wie auch für die Wildtiere». Geschäftsführer Stefan Flückiger weist darauf hin, dass in Brasilien wieder vermehrt Wald­rodungen stattfänden.

Vor allem Fleischimporte seien problematisch: «Die Massentierhaltung von Geflügel in Brasilien zum Beispiel widerspricht unseren Vorstellungen von Tierschutz komplett. Und Brasilien ist der zweitgrösste Pouletproduzent der Welt!»

Flückiger stört sich, dass Schweizer Konsumenten nicht die volle Wahrheit erfahren. Unter anderem würden in der brasilianischen Landwirtschaft Pestizide und Hormone eingesetzt, die in der Schweiz verboten seien.

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