Neuer Ärger für Mario Gattiker, Migrationschef des Bundes: Die Leute, welche Asylbewerber befragen, würden diese beschimpfen und einschüchtern. Diesen Vorwurf erhebt der «Tages-Anzeiger», der sich auf mehrere Dolmetscher stützt, welche solche Situationen bei Erstbefragungen von Flüchtlingen mehrfach selbst erlebt haben. Die Befrager des Staatssekretariat für Migration (SEM) treten zum Teil «unfreundlich und arrogant» auf, flippten manchmal aus und könnten sich nicht einmal in späteren Anhörungen zu Asylgründen beherrschen, bei denen auch Hilfswerkvertreter zugegen seien.
Pikant: Gemäss Recherchen der Zeitung weigern sich mehrere Dolmetscher, mit gewissen Befragern weiter zusammenzuarbeiten. Diese seien «gemein» und «unmenschlich».
Ein Problem liege in der ausschliesslich stichwortartigen Protokollen der Erstbefragungen. Dafür tragen die Befrager die alleinige Verantwortung. Wenn Gespräche einen unüblichen Verlauf nehmen, würden das die Befrager nicht protokollieren. Gegenüber der Zeitung sagt eine Dolmetscherin: «Sie können die Asylsuchenden behandeln wie sie wollen. Niemand kann einschreiten.»
Das SEM führt gemäss «Tages-Anzeiger» keine Statistik über Beschwerden oder Reklamationen bei Befragungen. Ob es schon zu Rügen oder Entlassungen gekommen ist, wollte das SEM gem «Tages Anzeiger» nicht beantworten. Gleichzeitig will das SEM aber «keinesfalls tolerieren», wenn ein Verhalten eines Befragers den Rechtsrahmen oder dem Berufsethos widerspreche. (hlm)