Neuer Ärger für die Migrationsbehörde
Beschimpfen Befrager Asylbewerber?

Das für die Asylverfahren zuständige Staatssekretariat für Migration (SEM) hat wieder Ärger am Hals: Dolmetscher klagen die Befrager der Behörden an, weil diese Asylbewerber bei der Befragung beschimpfen würden.
Publiziert: 17.05.2016 um 15:04 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 09:34 Uhr
Unterkunft fuer Asylberwerber im Empfangs- und Verfahrenszentrums EVZ in Basel.
Foto: GAETAN BALLY

Neuer Ärger für Mario Gattiker, Migrationschef des Bundes: Die Leute, welche Asylbewerber befragen, würden diese beschimpfen und einschüchtern. Diesen Vorwurf erhebt der «Tages-Anzeiger», der sich auf mehrere Dolmetscher stützt, welche solche Situationen bei Erstbefragungen von Flüchtlingen mehrfach selbst erlebt haben. Die Befrager des Staatssekretariat für Migration (SEM) treten zum Teil «unfreundlich und arrogant» auf, flippten manchmal aus und könnten sich nicht einmal in späteren Anhörungen zu Asylgründen beherrschen, bei denen auch Hilfswerkvertreter zugegen seien.

Pikant: Gemäss Recherchen der Zeitung weigern sich mehrere Dolmetscher, mit gewissen Befragern weiter zusammenzuarbeiten. Diese seien «gemein» und «unmenschlich».

Ein Problem liege in der ausschliesslich stichwortartigen Protokollen der Erstbefragungen. Dafür tragen die Befrager die alleinige Verantwortung. Wenn Gespräche einen unüblichen Verlauf nehmen, würden das die Befrager nicht protokollieren. Gegenüber der Zeitung sagt eine Dolmetscherin: «Sie können die Asylsuchenden behandeln wie sie wollen. Niemand kann einschreiten.»

Das SEM führt gemäss «Tages-Anzeiger» keine Statistik über Beschwerden oder Reklamationen bei Befragungen. Ob es schon zu Rügen oder Entlassungen gekommen ist, wollte das SEM gem «Tages Anzeiger» nicht beantworten. Gleichzeitig will das SEM aber «keinesfalls tolerieren», wenn ein Verhalten eines Befragers den Rechtsrahmen oder dem Berufsethos widerspreche. (hlm)

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