Neue Schätzungen zeigen
So viel kostet die Abschaffung des Eigenmietwerts

Die Abschaffung des Eigenmietwerts könnte zu massiven Steuerausfällen führen. Neue Berechnungen der Eidgenössischen Steuerverwaltung zeigen, dass bis zu 2,45 Milliarden Franken fehlen könnten. Die Auswirkungen hängen stark vom Zinsniveau ab.
Publiziert: 29.04.2025 um 11:26 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2025 um 11:48 Uhr
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Die Abschaffung des Eigenmietwerts soll final in einer Volksabstimmung entschieden werden.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Eigenmietwert-Reform: Grosse Auswirkungen auf Steuereinnahmen je nach Hypothekarzinsniveau
  • Volksentscheid über umstrittenen Systemwechsel, Faktor Geld könnte entscheidend sein
  • Von möglichen Steuereinbussen von 2,45 Milliarden bis zu Mehreinnahmen von 4,52 Milliarden
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Nastasja HofmannRedaktorin Politik

Das Thema Eigenmietwert hat im Parlament hohe Wellen geschlagen. Mehr als sieben Jahre diskutierten National- und Ständerat, ob und wie der Eigenmietwert abgeschafft werden könnte. Jetzt steht die Abschaffung vor dem Durchbruch, denn es gab im Parlament einen Kompromiss: Der Eigenmietwert soll auf Erst- und Zweitwohnungen abgeschafft werden. Das letzte Wort soll bei diesem umstrittenen Systemwechsel das Volk haben.

Ein Kritikpunkt der Gegner: Dem Staat könnten Einnahmen von bis zu 1,7 Milliarden Franken flöten gehen. So hiess es damals. Neue Berechnungen zeigen jetzt, dass es noch viel schlimmer kommen kann. Es sind jetzt nämlich neue Zahlen der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV) veröffentlicht worden. Es ist die Antwort auf einen Vorstoss von SP-Nationalrätin Céline Widmer (46, ZH).

Zentral bei den Berechnungen ist die Entwicklung des Hypothekarzinses. Das bedeutet, dass mit unterschiedlichen Zinssätzen auch unterschiedliche finanzielle Prognosen resultieren. Einfach gesagt: Je tiefer der Hypothekarzins, desto grösser sind die Steuereinbussen. Die ESTV erklärt: «Ein Hypothekarzinsniveau von beispielsweise 3 Prozent impliziert, dass die steuerpflichtigen Personen im Durchschnitt 3 Prozent Zinsen auf ihre Hypothek zahlen.»

Szenarien von 1 bis 6 Prozent

Deswegen hat die ESTV Szenarien für die Kosten der Reform der Eigenmietwertbesteuerung von einem Hypothekarzinsniveau von 1 Prozent bis 6 Prozent berechnet. Diese grosse Spannweite sei notwendig, denn «die Entwicklungen in den Jahren 2022 bis 2024 zeigen, dass abrupte Zinsänderungen (in beide Richtungen) möglich sind», wie es in der Medienmitteilung heisst. 

Tabellarisch festgehalten sind also die Effekte auf die direkte Bundessteuer sowie die Einnahmen von Kantonen und Gemeinden. Nicht einkalkuliert sind zusätzliche Abgaben, die die Kantone auf Zweitliegenschaften erheben könnten. Ein Resultat: Sinkt das Hypothekarzinsniveau auf 1 Prozent, müsste mit Steuereinbussen in der Höhe von 2,45 Milliarden gerechnet werden.

Auch bei einem Ansatz von 2,5 Prozent ginge Geld für die Staatskasse verloren: Erst ab 3 Prozent wendet sich das Blatt, zumindest gemäss den Schätzungen. Klettert der Hypothekarzins noch höher, würden erhebliche Mehreinnahmen resultieren. Bei 6 Prozent wären das ganze 4,52 Milliarden Franken.

Spannbreite riesig, Realität ungewiss

Doch wie realistisch sind diese Schätzungen? Die ESTV stellt fest: «Das Hypothekarzinsniveau hat einen sehr grossen Einfluss auf die finanziellen Auswirkungen der Reform.» Die Berechnungen wurden auf der Basis durchschnittlicher Hypothekarzinsniveaus durchgeführt. Dennoch beruhen die Zahlen auf Schätzungen und Prognosen. Seit März 2025 ist der Leitzinssatz auf 1,5 Prozent. Es kann aber natürlich nicht vorausgesagt werden, wie hoch der Zinssatz zum Zeitpunkt der Einführung der Eigenmietwert-Reform sein wird. 

Insgesamt geht die Schätzung im schlimmsten Fall von Steuereinbussen bis 2,45 Milliarden aus. Beim höchsten berechneten Ansatz könnten Einnahmen von 4,52 Milliarden entstehen. Die Spannbreite ist also enorm, was tatsächlich eintritt, ist unsicher. 

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