Neue Grafiken des Bundes
Die Pendlermagnete der Schweiz

Die Pendlerströme zwischen den Gemeinden haben deutlich zugenommen. Zürich zieht dabei am meisten Zupendler an. Und mehr als die Hälfte der Pendler fährt mit dem Auto zur Arbeit. Das zeigen Zahlen des Bundesamts für Statistik.
Publiziert: 27.08.2018 um 12:26 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2018 um 06:59 Uhr
Die wichtigsten Pendlerströme 2014 zwischen den Gemeinden.
Foto: BFS
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Ruedi Studer

In der Schweiz gab es 2016 fast 4 Millionen Arbeitspendler. Als solche werden in der Verkehrsstatistik alle Erwerbstätigen bezeichnet, die einen fixen Arbeitsort ausserhalb ihres Wohngebäudes haben.

71 Prozent von ihnen pendelten in eine andere Gemeinde zur Arbeit – deutlich mehr als 1990 mit erst 59 Prozent, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen.

Grössere Pendlerströme im Mittelland

«Entsprechend durchziehen heute weitaus grössere Pendlerströme das Schweizer Mittelland und die Alpentäler als noch vor wenigen Jahrzehnten», stellt das BFS fest. Insbesondere sind die Pendlerströme zwischen den grossen Städten und den Agglomerationen deutlich angewachsen, etwa zwischen Bern und Zürich oder Basel und Zürich. 

«Während die Schweizer Grossagglomerationen 1990 noch weitgehend gesonderte Arbeits- und Wohnungsmarktregionen bildeten, sind manche von ihnen mittlerweile in intensive Austauschbeziehungen zueinander getreten», so das BFS. 

Allerdings ortet es die Sprachgrenzen «ein Stück weit als Pendlerbarrieren». Ein Beispiel: 2014 bewegten sich nur etwa ein Siebtel so viele Personen zwischen Bern und Lausanne wie zwischen Bern und Zürich, obwohl der Zeitbedarf für die beiden Strecken ähnlich gross ist. Auch zwischen dem deutschsprachigen Ober- und dem französischsprachigen Unterwallis zeigt sich ein deutlicher «Röstigraben».

Zürich ist ein Pendlermagnet

Ein wenig überraschender Befund ist: Zürich ist landesweit die Stadt mit den weitaus meisten Zupendlern. Insgesamt rund 223'000 Erwerbstätige begaben sich 2014 von anderen Schweizer Gemeinden aus in die Limmatstadt zur Arbeit.

Die nächstgrösseren Pendlermagnete bilden die Städte Bern mit 103'000, Basel mit 69'000, Genf mit 60'000 und Lausanne mit 56'000 Zupendlern (jeweils ohne Grenzgänger).

Der Kantonsvergleich zeigt zudem, dass Basel-Stadt und Zug gemessen an ihrer Grösse am meisten Pendler aus anderen Kantonen anziehen.

Die Hälfte pendelt mit dem Auto

Was die Pendlerstatistik ebenfalls zeigt: Etwas mehr als die Hälfte der Pendler (52 Prozent) benutzte 2016 als Hauptverkehrsmittel für den Arbeitsweg das Auto.

30 Prozent begaben sich mit dem öffentlichen Verkehr zur Arbeit sowie 15 Prozent zu Fuss oder mit dem Velo. Durchschnittlich legten die Arbeitspendler pro Arbeitsweg 14,8 Kilometer zurück und benötigten dafür 30 Minuten.

«Die Wahl des Hauptverkehrsmittels hängt stark von der Länge des Arbeitswegs ab», schreibt das BFS. So kamen 2016 das Zufussgehen und das Velo bei den Arbeitswegen unter 5 Kilometern auf beträchtliche Anteile von 21 beziehungsweise 19 Prozent.

Bei den mittellangen Arbeitswegen dominierte der Personenwagen, dessen Anteil an den Hauptverkehrsmitteln bei den Wegen zwischen 10 und 20 Kilometern mit 68 Prozent besonders gross war.

Die Bedeutung der Eisenbahn ist bei den kurzen Arbeitswegen minimal, steigt mit zunehmender Distanz aber stark an und erreicht bei den Strecken von über 50 Kilometern einen Anteil von mehr als die Hälfte.

Männer fahren häufiger Auto als Frauen

Der Vergleich der Verkehrsmittelwahl nach Bevölkerungsgruppen zeigt, dass der Anteil der Autopendler bei den Männern mit 56 Prozent grösser ist als bei den Frauen (48 Prozent). Motorräder werden von den männlichen Pendlern sogar dreimal so häufig als Hauptverkehrsmittel für den Arbeitsweg eingesetzt wie von den weiblichen – allerdings sind die entsprechenden Anteile mit 2,4 beziehungsweise 0,8 Prozent gering.

Und noch etwas fällt auf: Jüngere Menschen geben häufiger dem öffentlichen Verkehr den Vorzug als ältere. «Bei der jüngsten Gruppe, jener der 15- bis 24-Jährigen, ist der besonders hohe ÖV-Anteil von 47 Prozent aber auch darauf zurückzuführen, dass viele von ihnen noch nicht über einen Führerschein für Personenwagen verfügen oder sich noch kein Auto leisten können», erklärt das BFS.

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