Nationalratssitz von Blocher-Tochter wackelt
Bündner «Klima-Allianz» kämpft gegen Martullo

Die SVP verliert Stimmen – jetzt soll eine «Klima-Allianz» Magdalena Martullo-Blocher (49) aus dem Nationalrat kicken. Doch der Schuss könnte nach hinten losgehen.
Publiziert: 18.06.2019 um 12:13 Uhr
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Aktualisiert: 18.06.2019 um 13:48 Uhr
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Sie ist erfolgreiche Unternehmerin, einflussreiche Nationalrätin, Ehefrau und Mutter. «Eine Frau soll gar nichts müssen», sagt Vorzeigefrau Magdalena Martullo-Blocher.
Foto: Daniel Kellenberger
Cinzia Venafro

Sie ist im Wahlkampf-Modus – und das mit allem, was ihr zur Verfügung steht: Gerade veranstaltete Magdalena Martullo-Blocher (49) einen Tag der offenen Tür mit Riesenrad und Gratiswürsten auf dem Areal ihrer Firma Ems-Chemie in Domat/Ems GR.

Bereits 2015 konnte die Tochter von alt Bundesrat und SVP-Vordenker Christoph Blocher (78) ihren Sitz im Nationalrat nur knapp erobern. Und nun verliert die SVP Wähler – im Jahr des Frauenstreiks und der allgemeinen Klima-Debatte. 

Bündner Wahlkrimi seit Blocher-Abwahl

Die grösste Partei im Land muss also zittern. «Politik ist immer auch Glück», sagt Magdalena Martullo-Blocher im grossen BLICK-Interview. Und sie gibt zu: «Graubünden hat wenige Sitze, das wird schwierig – vor allem, wenn sich alle Parteien gegen uns verbünden.»

Genau dies haben die Grünliberalen, die SP und der Bündner Grünen-Ableger La Verda jetzt getan: Die Mitte-Links-Parteien schliessen sich zu einer «Klima-Allianz» zusammen. Offizielles Ziel: «Die Abwendung der Klimakatastrophe.» 

Inoffizielles Ziel: das Ende der Blocherschen Bundesratsambitionen. Denn auch wenn Martullo-Blocher nicht müde wird zu betonen, dass sie Unternehmerin sei und das Unternehmen «nicht abgeben» möchte: Die Schmach der Abwahl des Vaters wollen SVP-Strategen mit der Tochter wieder vergessen machen.

Und so macht SP-Spitzenkandidat Jon Pult (34) keinen Hehl aus den Absichten seiner «Klima-Allianz»: «Unser Ziel ist es, die klimafreundlichen Kräfte zu stärken, die klimafeindlichen dagegen zu schwächen. Das bedeutet: zwei Sitze für unsere ‹Klima-Allianz›, einen weniger für die SVP», so Pult gegenüber dem «Tages-Anzeiger».

«Bündnerinnen wählen Köpfe, keinen Mainstream»

Doch so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint, wird es für die «Klima-Allianz» nicht. Ihr fehlt ein bürgerlicher Partner, namentlich BDP oder CVP. Letztere ist in Graubünden vielerorts Hausmacht. Nur mit einer bürgerlichen Listenverbindung – GLP, BDP und CVP – hätte Martullos Sitz gewackelt. Eine Mitte-Links-Allianz hingegen dürfte die Chancen der SVP, die zwei Sitze von Martullo und Heinz Brand (63) zu halten, sogar erhöhen.

Und so blickt Brand denn auch entspannt in Richtung «Klima-Allianz»: «Unsere Erwartung war, dass die Grünliberalen mit den bürgerlichen Mitteparteien zusammengehen. Jetzt, wo diese grosse Listenverbindung nicht zustande kommt, ist die Ausgangslage für uns etwas günstiger», so Brand.

Das aktuelle Klimathema sei zwar für die SVP nicht günstig. «Bei uns in Graubünden fällt dies aber weniger ins Gewicht», ist er überzeugt. «Bündnerinnen und Bündner wählen Köpfe, keinen Mainstream.»

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