Nach spassigem Stelleninserat beim Steueramt
Humor gibts nur im Notfall

Das sieht man selten. Die Wertschriftenprüfer im Kanton Zürich suchen auf humorvolle Weise ein neues Teammitglied. Doch wer nachhakt, muss rasch feststellen: Humorvoll zeigen sich die Beamten nur im Notfall.
Publiziert: 25.01.2022 um 00:39 Uhr
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«Irgendetwas mit Zahlen ...» – so sucht das Zürcher Steueramt eine neue Arbeitskraft.
Foto: Screenshot Stelleninserat
Daniel Ballmer

Es scheint einer der grossen Irrtümer der Menschheitsgeschichte zu sein: Ein Steueramt ist per Definition staubtrocken.

Weit gefehlt! Die Zürcher Steuerbeamten von SVP-Finanzdirektor Ernst Stocker (66) können auch anders. Mit viel Humor suchen die Wertschriftenprüfer eine neue Kollegin oder einen neuen Kollegen. Überschrieben ist das Jobinserat mit dem Titel «Irgendetwas mit Zahlen».

Keine Pizza Hawaii ...

Inhaltlich geht es beim Stellenbeschrieb aber weniger um Zahlen. Vielmehr wird darauf hingewiesen, dass teamintern keine Pizza Hawaii geduldet wird. Umso grösser ist dafür die Begeisterung für Jonglieren, Breakdance oder Backkünste.

Und die Steuerbeamten machen auch klar, wer sich gar nicht erst auf ihr schräges Inserat melden soll: jemand, der nur den Perfektionismus liebe («Sie würden am Arbeitsvolumen scheitern»), seine Steuern hinterziehe – oder eben lauthals betone, dass er oder sie Ananas auf der Pizza möge («Ehrlich! Sonst werden Sie es in unseren Teams nicht leicht haben»).

Wer nun aber glaubt, dass sich auf der Zürcher Steuerverwaltung ein ungeahnt bunter Haufen schräger Vögel tummelt, der wird rasch eines Besseren belehrt. Denn auf Anfrage von Blick wird schnell klar: Humor gibt es nur im äussersten Notfall!

Die ausgeschriebene Stelle ist nämlich schon länger unbesetzt. «Für Tätigkeiten wie die Wertschriftenprüfung ist das kantonale Steueramt auf Fachleute angewiesen, die in einem anforderungsreichen Spezialgebiet des Steuerwesens arbeiten wollen», heisst es dann plötzlich wieder im gewohnt trockenen Beamtendeutsch – völlig humorfrei. Und das will sich offenbar keiner antun.

... oder halt doch?

Für einmal ist das Zürcher Steueramt deshalb über den eigenen Schatten gesprungen: Das Inserat «soll sich mit seiner frischen Sprache abheben» und so möglichst viele potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten ansprechen.

Dabei handelt es sich um eine Premiere. Ob weitere solche schrägen Inserate folgen, sei noch nicht klar. Und wieder im besten Beamtendeutsch: Es «hängt vom jetzt einsetzenden Rücklauf ab».

Sollte es auch mit diesem Versuchsballon nicht klappen, müssen die Zürcher vielleicht doch noch anderen Kantonen nacheifern. Denn diese bieten ihrem Personal neben fast schon bombensicheren Jobs und fast ebenso garantierten jährlichen Gehaltserhöhungen auch gleich noch zahlreiche «Zückerli» an – von zehn Prozent aufs Bügeleisen über Rabatt beim Hundecoiffeur bis zu Gratis-Prosecco in der Stretchlimo.

Und wenn alles nichts nützt, müssen die Zürcher Steuervögte vielleicht sogar noch mal über ihr Pizza-Hawaii-Verbot nachdenken. (dba)

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