Nach Missbrauchsskandalen
Oberster Bischof will Priester per QR-Code prüfen lassen

Charles Morerod, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, plant die Einführung eines nationalen Registers für Kleriker. So will er Missbrauchsfälle besser kontrollieren. Ein solches System existiert bereits in Frankreich und wird nun in seinem Bistum getestet.
Publiziert: 06:56 Uhr
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Charles Morerod, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, hat nach eigenen Angaben selbst einen Lernprozess durchlaufen.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Schweizer Bischofskonferenz plant nationales Register für Kleriker
  • Frankreich dient als Vorbild für das digitale System
  • Über 1000 Missbrauchsfälle seit 1950 in der Schweiz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Charles Morerod (63), will ein nationales Register für Kleriker einführen. «So kann jede Pfarrei per Smartphone prüfen, ob Vorwürfe oder Einschränkungen vorliegen», sagte Morerod in einem Interview. Ein solches System werde derzeit in seinem Bistum Lausanne, Genf, Freiburg eingeführt, sagte Morerod der «Neuen Zürcher Zeitung».

Vorbild sei Frankreich. Dort existiere bereits ein digitales System, sagte der Bischof. Priester würden einen Ausweis mit QR-Code erhalten. Bei einer Einstellung können Pfarreien demnach prüfen, ob zur betreffenden Person eine Vorgeschichte vorliegt.

Von der Bischofskonferenz sind laut Morerod noch nicht alle überzeugt. Denn das französische System sei in der Deutschschweiz weniger bekannt. «Aber der Prozess ist angestossen», sagte er.

«Habe einen Lernprozess durchlaufen»

Der Umgang mit Missbrauchsfällen der römisch-katholischen Kirche ist spätestens seit der Publikation einer Studie der Universität Zürich im Jahr 2023 ein stetiges Thema. Die Studie zeigte, dass Priester und Ordensangehörige in der Schweiz seit 1950 über 1000 Fälle von sexuellem Missbrauch begangen hatten, wobei die Dunkelziffer hoch sein dürfte. Bereits bei der Präsentation des Berichts kündigte die Kirche Massnahmen gegen sexuellen Missbrauch und dessen Vertuschung an.

«Ich selbst habe in dieser Frage einen Lernprozess durchlaufen», sagte der Präsident der Bischofskonferenz von der «Neuen Zürcher Zeitung» auf den Täter- und Opferschutz angesprochen. Sein Prozess habe begonnen, als er angefangen habe, mit Missbrauchsbetroffenen zu sprechen und ihnen zuzuhören, sagte Morerod und fügte an: «Viele in der Kirche haben diese Erfahrung jedoch bis heute nicht gemacht - entsprechend fehlt ihnen auch der Lernprozess.»

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