Gastrosuisse-Präsident Platzer ist unzufrieden
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Kritik nach BAG-Panne:Gastrosuisse-Präsident Platzer ist unzufrieden

Nach jüngster BAG-Panne nimmt die SVP den Gesundheitsminister ins Visier
«Berset ist ein Schönwetter-Pilot»

Die jüngste Panne des BAG war eine zu viel. Nun schiesst sich die Politik aufs Amt ein. Und nicht nur das: Selbst Gesundheitsminister Alain Berset gerät ins Visier.
Publiziert: 03.08.2020 um 23:22 Uhr
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Aktualisiert: 04.08.2020 um 14:14 Uhr
Nach dem BAG-Patzer mit falschen Daten kommt das Amt unter Beschuss. «Das ist doch keine Hexerei», sagt CVP-Nationalrätin Marianne Binder.
Foto: Keystone
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Ruedi Studer, Gabriel Vilares, Frank Estermann

Es war eine weitere Panne im Bundesamt für Gesundheit (BAG). Die meisten Ansteckungen finden in der Familie statt – und nicht in Clubs und Bars, wie das BAG zuerst behauptet hatte. Für die Politik ist das Mass nun voll.

«Es ist doch keine Hexerei, Zahlen sauber aufzubereiten und zu kommunizieren», sagt CVP-Nationalrätin Marianne Binder (62). «Ein solcher Fehler darf nicht mehr passieren», fordert sie. Schon das «Chaos um das Maskentragen» habe unnötig für Verunsicherung gesorgt. Und jede neue Panne untergrabe das Vertrauen in die Behörden weiter.

«Wie soll man Berset noch trauen?»

Noch schärfer geht SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (41) mit dem BAG ins Gericht – und mit dessen Departementschef, Gesundheitsminister Alain Berset (48). «Bundesrat Berset ist ein Schönwetterpilot», wettert er. Statt seine Führungsverantwortung im BAG wahrzunehmen, übe sich der SP-Magistrat lieber in Selbstdarstellung.

Es sei ja nicht die erste Panne im BAG, fügt Aeschi an und verweist ebenfalls auf die Maskenfrage. «Wie die Bevölkerung da belogen wurde, ist eine Unverschämtheit.» Auch Berset habe monatelang behauptet, dass Masken nichts bringen. «Wie soll man Berset in dieser Krise noch trauen?», fragt Aeschi.

«Unnötige Polemik»

Auch in der vom Datenpatzer betroffenen Branche kommt das BAG nicht gut weg. Allein die Clubszene wurde für 40 Prozent aller Neuansteckungen verantwortlich gemacht. Die Zürcher Bar- und Club-Kommission etwa ist «sprachlos», wie Sprecher Alexander Bücheli auf Anfrage schreibt.

«Die Panne des BAG hat die Debatte um Clubs unnötig angeheizt. Die dadurch entstandene Polemik verhindert eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema», so Bücheli. In der Tat war nach der falschen Publikation am Freitag die Forderung nach flächendeckenden Clubschliessungen aufgekommen.

Niemand muss Angst vor dem Restaurant haben

Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer (58) traute den BAG-Daten von Anfang an nicht. «Wir haben erst letzte Woche eine Umfrage unter unseren Mitgliedern gemacht. Diese zeigte, dass es nur ganz selten zu Ansteckungen gekommen ist.» Deshalb habe er schon am Freitag Kontakt mit dem Bundesamt aufgenommen.

Auch für Platzer ist die Datenpanne «sehr problematisch». Er betont: «Wenn wir solche Flops publizieren würden, würden wir uns unglaubwürdig machen.» Über die korrigierten Zahlen – nach denen Ausgehlokale nicht mehr für zwei Drittel, sondern für nur gerade 3,5 Prozent der Infektionen verantwortlich sind – freut er sich. Sie seien Bestätigung, «dass niemand Angst haben muss, in einen Club oder ins Restaurant zu gehen».

Das BAG gelobt derweil via Twitter Besserung. Man werde intern untersuchen, wie es zur Panne gekommen sei.

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