Nach Implantate-Skandal
Mehr Transparenz zwischen Pharmafirmen und Ärzten

Ärztinnen und Ärzten sollen ihre allfälligen Interessenbindungen mit Medizinprodukten oder der pharmazeutischen Industrie künftig explizit offenlegen müssen. Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates hat sich dafür ausgesprochen.
Publiziert: 15.02.2023 um 17:59 Uhr
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Der SP-Nationalrat Baptiste Hurni möchte mehr Transparenz zwischen Pharmafirmen und Medizinern.
Foto: keystone-sda.ch

Der Waadtländer SP-Nationalrats Baptiste Hurni fordert in seinem Vorstoss mehr Transparenz zwischen der pharmazeutischen Industrie und der Medizin. Dazu soll das Heilmittelgesetz entsprechend angepasst werden. Eine Regelung zur Offenlegung von Interessenbindungen von Ärzten und Spitälern sowie die Ausdehnung der Integritätspflicht auf Medizinprodukte würden dazu beitragen, dass die Unabhängigkeit und die Glaubwürdigkeit im Gesundheitssystem gestärkt würden, argumentierte Hurni.

Die zuständige Kommission im Ständerat unterstützte das Anliegen des Waadtländer SP-Nationalrats Hurni mit 8 gegen 2 Stimmen bei einer Enthaltung, wie die Parlamentsdienste am Mittwoch mitteilten. Sie folgte damit dem Entscheid ihrer Schwesterkommission im Nationalrat. Diese kann nun eine Vorlage ausarbeiten.

Recherche gab Anlass zu Befürchtungen

Hurnis Vorstoss folgte auf die Veröffentlichung von internationalen Rechercheergebnissen Ende 2018. Damals machten Medien unter dem Titel «Implant Files» weltweit Lücken in der Kontrolle von Implantaten publik. Diese kamen unter anderem zum Schluss, dass zwischen den Beteiligten erhebliche Interessenskonflikten bestünden.

Die Recherche zeigte zudem, dass sowohl in der Schweiz als auch in Europa das Zulassungssystem fehleranfällig und intransparent ist. Anders als bei Medikamenten werden auch riskante Produkte wie Implantate schnell zugelassen und nicht systematisch vom Staat überwacht, sondern von privaten Zulassungsstellen. Diese sind mit der Industrie verbandelt, da sie auf deren Aufträge angewiesen sind. In Deutschland beispielsweise wurden in den vergangenen Jahren etwa 10'254 Medizinprodukte zugelassen, aber nur 84 abgelehnt. (SDA/sie)

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