Nach Deutschbefehl auf Pausenplatz
Lehrer-Präsidentin will Deutschunterricht schon in Krippen

Statt mit Bussen Schulkinder zum Deutschsprechen anzuhalten, möchte die Präsidentin der Aargauer Lehrer lieber Deutschunterricht in den Krippen.
Publiziert: 03.02.2016 um 18:04 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 17:40 Uhr
Schüler, die sich nicht an den Deutschbefehl halten, werden zu einem Sprachkurs verdonnert oder gebüsst.
Foto: STEFAN BOHRER

Letzte Woche sorgte der Deutschbefehl auf dem Pausenplatz in Egerkingen SO für Schlagzeilen. Schüler, die sich nicht an diesen Deutschbefehl halten, werden zu einem Sprachkurs verdonnert oder gebüsst. Bereits hat der Solothurner SVP-Nationalrat Walter Wobmann einen Vorstoss für ein gesamtschweizerisches Deutsch-Obligatorium an Schulen angekündigt.

Elisabeth Abbassi, Präsidentin des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes, schüttelt über die Forderung von Obmann den Kopf. «Das finde ich abstrus und ziemlich dumm. Wie sollen Kinder, die erst seit kurzem in der Schweiz wohnen, diese Vorgabe einhalten?» Fehlbaren einen Deutschkurs zu verordnen, sei gleich doppelt kontraproduktiv: «Einerseits bringen die wenigen Lektionen, wie in Egerkingen vorgesehen, für die Sprachkenntnisse nichts, andererseits ist es absurd, jemanden zur Strafe in einen Sprachkurs zu schicken», sagte sie zur «Aargauer Zeitung».

Abbassi setzt sich aber auch dafür ein, dass Kinder auf dem Pausenplatz Deutsch sprechen. Allerdings nicht mit einer Strafandrohung in der Schulordnung, sondern im Gespräch mit den Jugendlichen. «Ich erkläre ihnen, dass es unanständig ist, extra in einer Sprache zu sprechen, die von den andern nicht verstanden wird und diese damit automatisch ausschliesst», sagt Abbassi, die als Schulleiterin tätig ist. «Ich mache den Jugendlichen klar, dass dies leicht zu Missverständnissen führen kann, wenn eine Gruppe zum Beispiel über einen Witz lacht und die andern Schülerinnen oder Schüler das Gefühl haben, sie würden ausgelacht, nur weil sie nicht verstehen, worüber die Gruppe lacht.» Meist würden die fremdsprachigen Jugendlichen dies gut verstehen und dann Deutsch sprechen.

Dennoch sieht Elisabeth Abassi laut «Aargauer Zeitung» Handlungsbedarf bei der Integration von fremdsprachigen Kindern. Abassi schwebt das Modell aus Basel-Stadt vor, wo die Kinder schon Deutsch können müssen, wenn sie in den Kindergarten kommen. Um das zu erreichen, gibt es in Basel sogar ein Spielgruppen-Obligatorium. Damit würde eine umfassende Kinderbetreuung im Kanton gefördert. Die Lehrer-Präsidentin ist sich bewusst, dass Deutsch für Kinder in der Krippe Geld kosten würde. Doch das zahle sich langfristig aus.

Natürlich würde das Geld kosten, aber diese Mittel könnten später längst wieder eingespart werden, argumentiert sie. «Wenn man früh in Deutschkurse für Kinder investiert, gibt es nachher weniger Schüler, die Klassen wiederholen müssen, mit Lernprobleme kämpfen und zusätzliche Betreuung brauchen.» (eis)

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