Die deutsche Zeitung «Die Welt» sieht sich in den Kalten Krieg zurückversetzt: Nach dem Absturz des US-Tarnkappenbombers F-35A am 10. April vor der Küste Japans fürchteten das amerikanische Verteidigungsministerium und der Flugzeughersteller Lockheed Martin, es könnten technische Geheimnisse ihres modernsten Kampfjets gelüftet werden, wenn diese Bauteile in fremde Hände fallen.
Im BLICK-Interview hatte der Geschäftsleiter von Lockheed Martin Schweiz, Mike Kelley (54) vor wenigen Tagen zum Absturz erklärt: «Es klingt vielleicht hart, aber eine Quote von zwei Unfällen auf 175'000 Flugstunden, die bisher mit den über 2000 Flugzeugen des Typs F-35 geflogen wurden, ist ein sehr guter Sicherheitsstandard.» Statistisch sei ein Absturz pro 100'000 Flugstunden üblich.
Der in Asien abgestürzte Tarnkappenbomber ist just jenes Modell, das unser Verteidigungsdepartement derzeit auf seine Eignung für die Schweiz hin testet.
Schneller als die Kommunisten sein
Amerika und Japan arbeiten mit Hochdruck daran, mit eigenen, aber auch angemieteten Spezialschiffen, Flugzeugen und U-Booten als Erste die Reste des F-35A-Modells im Meer zu finden. Das Pentagon vermutet die Teile in einer Tiefe von 1500 Metern. Die Amerikaner wollen den «kommunistischen Ländern», also China, Nordkorea und Russland, zuvorkommen.
Die drei Staaten dürften ein besonderes Interesse daran haben, die F-35-Technik eingehend zu inspizieren. China habe aber mit dem J-20-Modell auch schon einen Kampfjet mit Tarnkappeneigenschaften entwickelt, schreibt die deutsche Zeitung. Dennoch sollen chinesische Hacker bereits vor Jahren versucht haben, F-35-Baupläne zu beschaffen.
Wer nutzt alles die Testflüge in der Schweiz?
Zur Machtdemonstration haben die USA laut dem Bericht nun einen B-52-Langstreckenbomber in die Absturzregion vor der Küste Japans geschickt, damit niemand unbefugt Absturzteile einsammle.
Doch auch die Schweizer Testflüge mit dem F-35A-Tarnkappenbomber in Payerne VD bergen die Gefahr, dass nicht nur Spotter den Jet beobachten, sondern ganz unterschiedliche Interessenten mitverfolgen, wie viel vom US-Kampfjet auf Radarschirmen zu sehen ist, wenn der Jet mit Tarnkappeneigenschaften im Angriffsmodus fliegt.
Nebenbei könnte so heimlich untersucht werden, was Passivradare am Boden leisten, mit denen die Tarnkappentechnik von Kampfjets ausgehebelt werden soll.
Endmontageländer bergen zusätzliche Gefahr
Für Lockheed Martin, aber auch für die USA – von der die Schweiz den Tarnkappenbomber kaufen würde, und nicht von der Herstellerfirma selber – ist es somit sehr aufwendig, die Geheimnisse des F-35 zu schützen, wie «Die Welt» in einem weiteren Artikel schreibt.
Erschwerend hinzu kommt, dass etliche Länder – wie Japan und Italien – die F-35-Jets selbst zusammenbauen. Auch aus diesen «alliierten» Endmontageländer könnten Informationen abfliessen.