Das ging schnell! Nur einen Monat nach seinem Austritt aus der SVP hat Konrad Langhart (56) bereits ein neues politisches Zuhause gefunden. Der ehemalige Präsident der Zürcher SVP politisiert künftig in der CVP-Fraktion. Nur gerade vier Ratssitzungen erlebte Langhart im Kantonsrat als Fraktionsloser.
Zwar wechselt Langhart vorerst nur die Fraktion und nicht die Partei. Dennoch dürfte der Oberstammheimer froh sein, neue Verbündete gefunden zu haben – denn als Einzelkämpfer lässt sich im Kantonsparlament wenig ausrichten.
2:1 für die SVP
Und auch in der CVP freut man sich über den jüngsten Transfer. In den vergangenen zehn Jahren liefen mit Susanne Brunner (47) und Franco Albanese (42) nämlich gleich zwei CVP-Kantonsräte zur SVP über. Nun gewinnt die Partei einen Kantonsrat aus der Volkspartei zurück. «Es steht jetzt nur noch zwei zu eins», erklärt CVP-Fraktionspräsidentin Yvonne Bürgin (49) schmunzelnd.
Hinzu kommt, dass die CVP bei den kantonalen Wahlen im März einen ihrer neun Sitze im Kantonsrat verloren hat. Mit Langhart in ihren Reihen kann die Partei nicht nur diesen Sitzverlust wettmachen, sie gewinnt auch eine zweite Stimme in der einflussreichen Kommission für Energie, Verkehr und Umwelt.
Langhart hatte bereits bei seinem Austritt aus der SVP klargemacht, dass er den Kommissionssitz behalten wird. «Wir erhoffen uns von Konrad Langhart wertvolles Fachwissen im Umweltbereich», sagt denn auch CVP-Fraktionschefin Bürgin. Die Partei habe einige Gesundheitsexperten in ihren Reihen, doch an umfassendem Know-how in der Umwelt- und Agrarpolitik habe es bislang gefehlt.
Austritt mit viel Tamtam
Langhart war kurz vor Weihnachten mit einem Knall aus der SVP ausgetreten. Der Zürcher Kantonsrat kritisierte die Parteileitung bei seinem Rücktritt heftig: «Ich will die Ausrichtung der Partei, wie sie in den letzten Jahren und Monaten stattgefunden hat, nicht länger mittragen», schrieb Langhart damals in einem Communiqué.
Als Biobauer tat sich der 56-Jährige zunehmend schwer mit der Abwehrhaltung seiner Partei beim Thema Klimawandel. Als zukunftsorientierter Bauer sei er auf eine «nachhaltige Agrar- und Umweltpolitik» angewiesen, meinte Langhart. Die SVP biete aber keine Hand für eine wirksame Klimapolitik.
Kein Polteri
Für den Politiker, der bei der Basis stets sehr beliebt war, endet mit dem Fraktionswechsel auch eine Ära. 33 Jahre lang war Langhart Mitglied der SVP gewesen. 2016 wurde er als Nachfolger von Alfred Heer (58) an die Spitze der Zürcher SVP gewählt. Als Präsident war der 56-Jährige für seinen zurückhaltenden, wenig polternden Stil bekannt. Doch nach der Wahlschlappe der SVP bei den kantonalen Wahlen 2019 und der heftigen Kritik von SVP-Übervater Christoph Blocher zog Langhart die Konsequenzen – und trat als SVP-Präsident zurück.
Nun versucht der Biobauer sein Glück links der SVP. Einen Parteiübertritt werde er sich zu «gegebener Zeit» überlegen, teilte die CVP heute mit. «Wir wollen sicher keinen Druck aufsetzen», erklärt Bürgin. Schliesslich sei es nicht einfach, nach 33 Jahren die Seite zu wechseln. Man wolle nun zuerst schauen, wie sich die Zusammenarbeit in der Fraktion entwickle. Doch: «Was nicht ist, kann ja noch werden».