Zeitungsverträger Jeremy Bourg (28) und McDonald’s-Angestellte Angela Wirth (27) aus Engelburg SG. Er verdient Fr. 17.50 pro Stunde, sie Fr. 18.72.
Jeremy Bourg: «Ich bin gelernter Bäcker-Konditor. Wegen meiner Mehlallergie konnte ich aber nie auf meinem Beruf arbeiten. Zuerst wollte ich eine Kochlehre anhängen, aber das hat sich nach einem Unfall mit dem Roller erübrigt. Zweieinhalb Jahre war ich danach arbeitsunfähig. Danach landete ich zuerst in der Arbeitslosenversicherung, anschliessend bei der Sozialhilfe. Vor vier Jahren konnte ich wieder in der Arbeitswelt Fuss fassen und fand einen Job als Zeitungsverträger bei uns im Dorf.
Je nachdem, wie viele Touren ich mache, verdiene ich zwischen 1200 und 1500 Franken im Monat. Gemeinsam stehen meiner Frau und mir im Monat knapp 3500 Franken zur Verfügung. Das reicht knapp. Nach Abzug aller Ausgaben, bleiben uns am Monatsende 100 Franken übrig. Sparen können wir nichts. Oft kommen ungeplante Ausgaben dazwischen. Kürzlich brauchte unser siebenjähriger Sohn Lars neue Schuhe.
Jeden Morgen von Montag bis Samstag stehe ich um 4 Uhr früh auf. Meine Tour durch Engelburg beginnt spätestens um 5 Uhr. 289 Tageszeitungen stelle ich zu. Bis halb sieben muss jeder seine Zeitung im Briefkasten haben. Den Rest des Tages heisst es Kochen, Einkaufen und Haushalten. Um 20 Uhr bin ich im Bett.
Hätten wir 4000 Franken im Monat, würde uns das gut zum Leben reichen. Dann würde auch mal etwas übrig bleiben für uns. Aber egal, wie viel wir verdienen, einmal im Jahr leisten Angela und ich uns Ferien. Dann fahren wir für ein Wochenende an ein Musikfestival nach Holland.
Mein Traum ist es, einmal als Koch arbeiten zu können. Nur: Dieser Zug ist längst abgefahren. Eine Ausbildung liegt für mich nicht drin. Mit einem Lehrlingslohn könnte ich meine Familie erst recht nicht durchbringen.»
Angela Wirth: «Mit Verzicht und gut geplantem Einkaufen lässt sich viel sparen. Am wichtigsten ist es, alle Rechnungen Anfang Monat zu bezahlen. Dann ist klar, wie viel in der Haushaltskasse übrig bleibt. Beim Einkaufen schaue ich auf Aktionen und gehe zwischendurch in den Caritas-Laden. Für mich wäre es das Grösste, einmal so richtig shoppen zu gehen – ohne Limit und nur für mich.
Besonders für unseren Sohn Lars ist es manchmal hart. Wenn seine Kollegen im Kindergarten erzählen, wo sie überall in den Ferien waren. Lars war noch nie am Meer. Aber vielleicht können wir ja einmal in die Berge fahren. In der Schweiz ist es sowieso am schönsten.»
Zeitungsverträger Jeremy Bourg (28) und McDonald’s-Angestellte Angela Wirth (27) aus Engelburg SG. Er verdient Fr. 17.50 pro Stunde, sie Fr. 18.72.
Jeremy Bourg: «Ich bin gelernter Bäcker-Konditor. Wegen meiner Mehlallergie konnte ich aber nie auf meinem Beruf arbeiten. Zuerst wollte ich eine Kochlehre anhängen, aber das hat sich nach einem Unfall mit dem Roller erübrigt. Zweieinhalb Jahre war ich danach arbeitsunfähig. Danach landete ich zuerst in der Arbeitslosenversicherung, anschliessend bei der Sozialhilfe. Vor vier Jahren konnte ich wieder in der Arbeitswelt Fuss fassen und fand einen Job als Zeitungsverträger bei uns im Dorf.
Je nachdem, wie viele Touren ich mache, verdiene ich zwischen 1200 und 1500 Franken im Monat. Gemeinsam stehen meiner Frau und mir im Monat knapp 3500 Franken zur Verfügung. Das reicht knapp. Nach Abzug aller Ausgaben, bleiben uns am Monatsende 100 Franken übrig. Sparen können wir nichts. Oft kommen ungeplante Ausgaben dazwischen. Kürzlich brauchte unser siebenjähriger Sohn Lars neue Schuhe.
Jeden Morgen von Montag bis Samstag stehe ich um 4 Uhr früh auf. Meine Tour durch Engelburg beginnt spätestens um 5 Uhr. 289 Tageszeitungen stelle ich zu. Bis halb sieben muss jeder seine Zeitung im Briefkasten haben. Den Rest des Tages heisst es Kochen, Einkaufen und Haushalten. Um 20 Uhr bin ich im Bett.
Hätten wir 4000 Franken im Monat, würde uns das gut zum Leben reichen. Dann würde auch mal etwas übrig bleiben für uns. Aber egal, wie viel wir verdienen, einmal im Jahr leisten Angela und ich uns Ferien. Dann fahren wir für ein Wochenende an ein Musikfestival nach Holland.
Mein Traum ist es, einmal als Koch arbeiten zu können. Nur: Dieser Zug ist längst abgefahren. Eine Ausbildung liegt für mich nicht drin. Mit einem Lehrlingslohn könnte ich meine Familie erst recht nicht durchbringen.»
Angela Wirth: «Mit Verzicht und gut geplantem Einkaufen lässt sich viel sparen. Am wichtigsten ist es, alle Rechnungen Anfang Monat zu bezahlen. Dann ist klar, wie viel in der Haushaltskasse übrig bleibt. Beim Einkaufen schaue ich auf Aktionen und gehe zwischendurch in den Caritas-Laden. Für mich wäre es das Grösste, einmal so richtig shoppen zu gehen – ohne Limit und nur für mich.
Besonders für unseren Sohn Lars ist es manchmal hart. Wenn seine Kollegen im Kindergarten erzählen, wo sie überall in den Ferien waren. Lars war noch nie am Meer. Aber vielleicht können wir ja einmal in die Berge fahren. In der Schweiz ist es sowieso am schönsten.»
Simon* (25), Flight-Attendant aus Zürich. Monatslohn brutto, 100 Prozent: 3900 Franken
«Ich bin seit sechs Jahren Flugbegleiter bei der Swiss. Eigentlich ist das mein Traumjob. Ich liebe das Fliegen, ist doch jeder Tag anders. Man lernt so viele neue Leute kennen. Aber die Arbeitsblöcke sind anstrengend. Das hat mein Körper irgendwann nicht mehr mitgemacht. Also habe ich auf 70 Prozent reduziert. Auch die meisten meiner Kollegen haben reduziert.
Mir bleiben insgesamt gut 2700 Franken im Monat. Brutto. Zuschläge gibt es fast keine, auch keinen 13. Monatslohn. Und gratis in die Ferien fliegen, wie einige vielleicht meinen, kann ich auch nicht.
Um meinen Lohn aufzubessern jobbe ich nebenher. Da verdiene ich zwar am Ende meist weniger, als wenn ich als Flugbegleiter unterwegs wäre – aber dafür geht es mir gesundheitlich viel besser. Ich bin mehr bei meiner Familie und meinen Freunden und muss mich nicht ständig vom Jetlag erholen. Aber am Ende des Monats bleibt mir im Moment wirklich nichts.
Ich finde, dass der Lohn auch immer etwas mit Wertschätzung zu tun hat. Ich bin nicht nur der Mann, der den Passagieren den Kaffee bringt. Meine Kollegen und ich sind für die Sicherheit an Bord zuständig, unser Wissen wird regelmässig getestet.
Ich muss nicht mehr Geld verdienen, um mir ein neues Auto zu kaufen. Viel wichtiger ist mir die finanzielle Sicherheit. Dass ich nicht jeden Tag auf mein Konto schauen muss. Ich würde gerne etwas sparen. Einige sagen, wer wenig verdient, sei selber schuld. Aber wie soll ich mich weiterbilden ohne Geld?»
*Simon möchte anonym bleibenSimon* (25), Flight-Attendant aus Zürich. Monatslohn brutto, 100 Prozent: 3900 Franken
«Ich bin seit sechs Jahren Flugbegleiter bei der Swiss. Eigentlich ist das mein Traumjob. Ich liebe das Fliegen, ist doch jeder Tag anders. Man lernt so viele neue Leute kennen. Aber die Arbeitsblöcke sind anstrengend. Das hat mein Körper irgendwann nicht mehr mitgemacht. Also habe ich auf 70 Prozent reduziert. Auch die meisten meiner Kollegen haben reduziert.
Mir bleiben insgesamt gut 2700 Franken im Monat. Brutto. Zuschläge gibt es fast keine, auch keinen 13. Monatslohn. Und gratis in die Ferien fliegen, wie einige vielleicht meinen, kann ich auch nicht.
Um meinen Lohn aufzubessern jobbe ich nebenher. Da verdiene ich zwar am Ende meist weniger, als wenn ich als Flugbegleiter unterwegs wäre – aber dafür geht es mir gesundheitlich viel besser. Ich bin mehr bei meiner Familie und meinen Freunden und muss mich nicht ständig vom Jetlag erholen. Aber am Ende des Monats bleibt mir im Moment wirklich nichts.
Ich finde, dass der Lohn auch immer etwas mit Wertschätzung zu tun hat. Ich bin nicht nur der Mann, der den Passagieren den Kaffee bringt. Meine Kollegen und ich sind für die Sicherheit an Bord zuständig, unser Wissen wird regelmässig getestet.
Ich muss nicht mehr Geld verdienen, um mir ein neues Auto zu kaufen. Viel wichtiger ist mir die finanzielle Sicherheit. Dass ich nicht jeden Tag auf mein Konto schauen muss. Ich würde gerne etwas sparen. Einige sagen, wer wenig verdient, sei selber schuld. Aber wie soll ich mich weiterbilden ohne Geld?»
*Simon möchte anonym bleiben