Darum gehts
- 3 Millionen Kubikmeter giftige Abfälle in Gamsenried
- Finanzkontrolle sieht Risiken für Umwelt und Bundesreputation
- Kostenübernahme ist noch nicht geregelt
Weder Etappen noch Fristen noch die Kosten seien bekannt. In die Sanierung sind mehrere Akteure des Bundes involviert. Die Verantwortung für die Sanierung liegt laut dem Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) vom Montag beim Kanton Wallis. Den Grossteil der Kosten soll demnach die Lonza tragen, weil sie jahrelang dort Abfälle deponiert hat.
An der Sanierung sind neben dem Kanton verschiedene Akteure beteiligt: drei Bundesämter, die SBB, die Gesellschaft Matterhorn-Gotthard-Bahn und die Swissgrid. Indirekt betroffen von der Sanierung ist das Projekt für die dritte Rhonekorrektion. Dem Bundesamt für Strassen (Astra) gehört rund ein Drittel der belasteten Parzellen. Es sind jene, die von der A9 durchquert werden.
Umwelt- und Reputationsrisiken
Die EFK sieht im Umgang mit der Altlast Risiken für die Umwelt und die Reputation des Bundes. Sie empfiehlt dem Generalsekretariat des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) eine umfassende Risikoanalyse, unter Berücksichtigung des A9-Projekts und der Rhonekorrektion. Darauf gestützt soll ein Aufsichtskonzept mit klaren Verantwortlichkeiten erstellt werden.
Es gehe um die Interessen des Bundes und darum, seine finanzielle Beteiligung auf ein Minimum zu begrenzen, hält die EFK fest. Statt ein Projekt für den gesamten Standort zu fordern, bevorzuge der Kanton einen iterativen Ansatz. Bei der Prüfung habe keine Planung vorgelegen und ebenso wenig eine Grössenordnung der Gesamtkosten für die Sanierung. Die Kostenübernahme sei noch nicht geregelt.
Ein «Ungenügend» erhalten die beteiligten Bundesämter. Ihr Ansatz – passive Information über das Projekt, Einbezug bei Bedarf und punktueller Austausch – sei pragmatisch, genüge aber nicht. Das Fehlen einer Gesamtübersicht und einer konsolidierten Aufsicht beim Bund sei ein Risiko angesichts der Grösse und Dauer des Projekts und der zahlreichen beteiligten Bundesakteure.
Ämter wehren sich
Das Uvek ist laut seiner Stellungnahme zum Bericht bereit, das Projekt enger zu begleiten. Es lehnt aber eine Projektorganisation auf Stufe Generalsekretariat ab. Da die Verursacher der Altlast bekannt seien, könnten Abgeltungen aus dem Altlasten-Fonds zurzeit ausgeschlossen werden, schreibt das Uvek.
Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) führte nach eigenen Angaben 2020 eine Risikoanalyse durch. «Bislang waren und sind keine grösseren Risiken erkennbar, die ein Eingreifen des Bafu als Aufsichtsbehörde erforderlich machen würden», hält es fest. Das Bafu, das Astra und der Kanton Wallis seien in regelmässigem Austausch.
Das Astra weist auf die Sanierung in Etappen hin. Priorität habe der am stärksten belastete Bereich der ehemaligen Deponie. Der Kanton bemühe sich, die Verteilung der Kosten mit freiwilligen Vereinbarungen zu regeln. Geplant sei, die Lonza um eine entsprechende Absichtserklärung zu bitten.
Der Kanton sicherte dem Astra laut dessen Stellungnahme zu, allfällige Sanierungen im Perimeter des Bundesamtes wenn möglich auf geplante Unterhaltsmassnahmen abzustimmen. Damit sollten Synergien genutzt und unnötige Kosten vermieten werden. Schwach belastete Astra-Flächen würden kaum von 2040 saniert, so das Astra.
Giftige Abfälle
Die ehemalige Deponie Gamsenried ist mit rund drei Millionen Kubikmeter giftiger Abfälle die grösste Altlast in der Schweiz. Lonza deponierte dort von 1918 bis 1978 chemische Abfälle. Laut Bericht der EFK finden sich dort gemäss den aktuellen Kenntnissen hauptsächlich Quecksilber, Anilin und Benzidin sowie Benzol.
Nachdem im Grundwasser unterhalb der Deponie Schadstoffwerte weit über dem gemäss der Altlastenverordnung zulässigen Grenzwert gefunden worden waren, stufte das kantonale Amt für Umwelt die ehemalige Deponie als sanierungsbedürftig ein. Die Sanierung soll in ein bis zwei Generationen erledigt sein.