Mikroplastik von der Strasse
So schaden Autopneus den Fischen

Wer Auto oder Velo fährt, produziert unbemerkt Mikroplastik-Müll. Durch den Reifenabrieb gelangt pro Kopf und Jahr über ein Kilogramm Mikroplastik in die Umwelt. SP-Nationalrätin und Pro-Natura-Präsidentin Ursula Schneider Schüttel will das nun ändern.
Publiziert: 11.06.2019 um 13:08 Uhr
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Aktualisiert: 11.06.2019 um 15:23 Uhr
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SP-Nationalrätin Ursula Schneider Schüttel verlangt vom Bundesrat, dass er Massnahmen aufzeigt, wie Reifenabrieb weniger in die Umwelt gelangt.
Foto: zvg
Ruedi Studer

Unmengen an Plastikmüll bedrohen die Weltmeeren und sammeln sich an Stränden - das sorgt für Empörung. Fast unsichtbar ist derweil der Mikroplastik in Böden, Gewässern und der Luft. Doch auch er ist ein riesiges Problem. 

Eine deutsche Studie schätzt den jährlichen Mikroplastik-Verschleiss auf rund 4 Kilogramm pro Kopf. Hochgerechnet auf die Schweiz wären das rund 35'000 Tonnen Mikroplastik im Jahr. 

Über ein Kilo Reifenabrieb 

Die wichtigste Quelle ist dabei der Reifenabrieb von Auto-, Motorrad- und Velopneus (siehe Box). Eine Quelle, der möglichst zum Versiegen gebracht werden soll, wie SP-Nationalrätin Ursula Schneider Schüttel (57, FR) in einem Vorstoss fordert. Die Pro-Natura-Präsidentin verlangt vom Bundesrat Massnahmen, damit weniger Reifenabrieb in die Umwelt gelangt. 

Woher kommen die Plastik-Teilchen?

Das deutsche Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik hat die Mikroplastik-Problematik genau unter die Lupe genommen. In seiner 2018 publizierten Studie weist es auch die Hauptquellen von Mikroplastik. 

Das sind die Top Ten - jeweils in Gramm pro Person und Jahr:

  1. 1228,5 Reifenabrieb
  2. 302,8 Freisetzung bei der Abfallentsorgung
  3. 228,0 Bitumenabrieb bei Asphalt 
  4. 182,0 Pelletverluste  
  5. 131,8 Verwehungen von Sport- und Spielplätzen 
  6. 117,1 Freisetzung auf Baustellen 
  7. 109,0 Schuhsohlenabrieb
  8. 99,1 Abrieb von Kunststoffverpackungen 
  9. 91,0 Abrieb von Fahrbahnmarkierungen
  10. 76,8 Faserabrieb bei Textilwäsche 

Das deutsche Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik hat die Mikroplastik-Problematik genau unter die Lupe genommen. In seiner 2018 publizierten Studie weist es auch die Hauptquellen von Mikroplastik. 

Das sind die Top Ten - jeweils in Gramm pro Person und Jahr:

  1. 1228,5 Reifenabrieb
  2. 302,8 Freisetzung bei der Abfallentsorgung
  3. 228,0 Bitumenabrieb bei Asphalt 
  4. 182,0 Pelletverluste  
  5. 131,8 Verwehungen von Sport- und Spielplätzen 
  6. 117,1 Freisetzung auf Baustellen 
  7. 109,0 Schuhsohlenabrieb
  8. 99,1 Abrieb von Kunststoffverpackungen 
  9. 91,0 Abrieb von Fahrbahnmarkierungen
  10. 76,8 Faserabrieb bei Textilwäsche 

«Mikroplastik ist nicht nur eine fast unsichtbare, sondern auch eine unterschätzte Gefahr», sagt Schneider Schüttel zu BLICK. «Mittlerweile findet sich fast überall Mikroplastik, selbst in Lebewesen.» So hat fast jeder Meeressäuger Plastik im Körper. Und selbst im Menschen findet sich Mikroplastik.

Der Bundesrat habe auch schon auf die Problematik des Mikroplastiks hingewiesen - namentlich auch auf den Reifenabrieb, so die Freiburgerin. «Umso wichtiger ist es, dass nun auch Taten folgen.» 

Mehr Reinigungsanlagen

Eine Lösung sieht sie etwa in Strassenabwasser-Behandlungsanlagen, wie es sie an verschiedenen Autobahnabschnitten bereits gibt. «Auf Kantons- und Gemeindestrassen gelangt der Abrieb meist aber einfach in die Böschungen und wird von dort weitergetragen», so Schneider Schüttel. Auch über Kanalisation werde Mikroplastik weitertransportiert und gelange letztendlich in die Gewässer, da noch nicht alle Abwasserreinigungsanlagen dieses herausfiltern könnten. 

Allenfalls liesse sich auch technisch der Reifenabrieb vermindern, so Schneider Schüttel. «Ganz aus der Welt schaffen lässt sich das Problem aber nicht», ist sie sich bewusst. «Es sollte aber möglichst klein gehalten werden.»

Pneu-Luftdruck richtig einstellen

Tipps für weniger Reifenverschleiss kommen übrigens auch von Autoratgebern. Einer der wichtigsten Ratschläge für weniger Abrieb ist: auf den richtigen Pneu-Luftdruck achten.

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