Darum gehts
- Handyverbot an Schulen: Bund prüft Massnahmen für Jugendliche
- Expertin sieht Regulierung kritisch, plädiert für medienpädagogische Massnahmen
- Judith Mathez, 52, Dozentin für Medienpädagogik an der Fachhochschule Nordwestschweiz
In Köniz gilt an den Schulen ein flächendeckendes Handyverbot – und alle scheinen zufrieden. In anderen Ländern wie etwa Frankreich und Australien ist der digitale Konsum bereits national reguliert. Muss der Bund mitziehen? Aktuell prüft er, was er punkto Handys und sozialen Medien bei Jugendlichen unternehmen will.
Expertin Judith Mathez (52), Dozentin für Medienpädagogik an der Fachhochschule Nordwestschweiz, steht einer Regulierung jedoch kritisch gegenüber. Massnahmen seien dennoch nötig.
Regulierungen sind schwierig umzusetzen
«Ich verstehe den Impuls, dass man das gerne reguliert hätte», sagt Mathez. Smartphones und soziale Medien sorgen bei Eltern und Lehrpersonen für viel Verunsicherung. «Man will damit zum einen Cybermobbing verhindern und zum anderen dafür sorgen, dass die Kinder nicht andere Sachen vernachlässigen, weil sie so viel Zeit mit ihren Geräten verbringen.»
Doch sind da Gesetze, wie es sie in anderen Ländern gibt, das richtige? Die Expertin sieht dies kritisch. «Der Erziehungsalltag läuft häufig nicht entlang juristischer Regeln», sagt Mathez. Zudem seien solche flächendeckenden Massnahmen in der Praxis schwierig durchzusetzen. «Ich finde es aber gut, dass der Diskurs auch hier auf nationaler Ebene angekurbelt wird.»
Föderalismus an den Schulen ein Vorteil
Dass in der Schweiz die Schulen über solche Regeln meist individuell entscheiden können, hat laut Mathez aber seine Stärken. «Die Lösungen sind dadurch tragfähiger», sagt die Expertin. Auch in Köniz kam der Entscheid für ein Handyverbot nicht aus der Politik, sondern von der Schulleitung.
Statt eines nationalen Verbots plädiert Mathez daher für stärkere medienpädagogische Massnahmen. «Die Handynutzung muss Thema im Unterricht sein.» Das Problem einfach auszublenden, lasse es nämlich nicht verschwinden, «Wir müssen die Kinder und Jugendlichen in die Mediennutzung begleiten, bis sie in einem Alter sind, in dem sie selber laufen können», sagt sie. «Irgendwann muss man sie aber auch wieder loslassen, das darf man nicht vergessen.»