Darum gehts
- Rimoldi und Mainardi führen einen Anzeigen-Krieg, die gegenseitige Abneigung eskaliert
- Mainardi sieht Rimoldi als gefährlich und radikalisierend
- Mass-voll «verkündet» 51'880 Franken Strafe für Mainardi wegen übler Nachrede
Mass-voll-Chef Nicolas Rimoldi (30) ist mittlerweile schweizweit bekannt. Zuletzt machte er Schlagzeilen mit einem handfesten Knatsch rund um Referendumsunterschriften. Und mit der Ohrfeige, die er einem EDU-Politiker verpasste.
Rimoldi polarisiert – und hat entsprechend viele Kritiker. Sein wohl grösster Widersacher ist der Luzerner Anwalt Loris Fabrizio Mainardi (44). Der Konflikt zwischen den beiden Männern hat inzwischen absurde Züge angenommen. Beide beschäftigen die Justizbehörden immer wieder aufs Neue.
Seinen Anfang nahm der Streit während der Corona-Pandemie. Rimoldi fiel damals bei Demonstrationen gegen die Massnahmen auf und gründete 2021 die Bewegung Mass-voll.
Für Mainardi war das der Startschuss für einen regelrechten Anzeige-Marathon: «Bei mir war die Latte überschritten, als die Demos grösser wurden, der Verkehr in der Stadt zunehmend blockiert war und die Polizei nur zögerlich einschritt.» Es war die erste von vielen Anzeigen. Seither zeigt Mainardi Rimoldi regelmässig an – oder fordert andere dazu auf.
Doch warum dieser enorme Aufwand? «Meiner Meinung nach ist Rimoldi gefährlich. Er schürt Hass und ist gleichzeitig in der Lage, Menschen in seinen Kreisen zu radikalisieren», sagt Mainardi. Der Luzerner Jurist ist überzeugt: Nur ein Gefängnisaufenthalt könne den Mass-voll-Präsidenten zur Räson bringen.
Corona-Skeptiker Rimoldi sieht das selbstverständlich ganz anders. Mit den Vorwürfen von Mainardi konfrontiert, entgegnet er gegenüber Blick: «Mainardi und andere Menschenfeinde verbreiten seit 2021 Hass und schüren Gewalt gegen Bürgerrechtler.»
Wie du mir, so ich dir
So richtig aufgegangen ist Mainardis Strategie bislang ohnehin nicht. Rimoldi spricht von «unzähligen gescheiterten Strafanzeigen» gegen ihn. Tatsächlich wurde er in einem Fall vom Luzerner Kantonsgericht wegen mehrfacher Nötigung und Störung des Polizeidienstes schuldig gesprochen. Das Verfahren ist allerdings noch nicht rechtskräftig – Rimoldi hat Berufung eingelegt, der Fall liegt derzeit beim Bundesgericht.
Ganz nach dem Motto «Wie du mir, so ich dir» mischt auch Rimoldi im Anzeige-Wettstreit mit. Unterstützt wird er dabei von Markus Zollinger, dem Hausjuristen und Aktuar von Mass-voll. Am 3. Mai verkündete Mass-voll dann auf X den ersten «Sieg»: «51'880 CHF muss Mainardi bezahlen!»
Blick liegt der entsprechende Strafbefehl vor. Darin heisst es: «Die beschuldigte Person hat sich der üblen Nachrede schuldig gemacht.» Die Ironie daran: Rimoldi hatte den Luzerner Anwalt wegen einer Anzeige angezeigt.
Mainardi hatte Rimoldi zuvor der «irreführenden Wahlanleitung» bezichtigt – und nicht nur Strafanzeige eingereicht, sondern diese auch auf X veröffentlicht. Laut Staatsanwaltschaft Luzern habe er damit «die Verantwortlichen des Vereins Mass-voll in ihrem Ruf geschädigt».
Und wie reagiert Mainardi auf die Strafanzeige und die öffentliche Siegesmeldung von Mass-voll? Genau, er reichte eine Zivilklage ein.
Der Verleumdungs-Teufelskreis
Es ist ein regelrechter Verleumdungs-Teufelskreis. Jedenfalls hat das Luzerner Bezirksgericht in der Zwischenzeit Rimoldi per superprovisorischer Verfügung dazu verdonnert, den X-Beitrag zu löschen, da der Post ein rechtskräftiges Urteil impliziere. Doch rechtskräftig ist der Entscheid noch nicht. Denn natürlich zieht Mainardi eine Instanz weiter.
Diese Kleinkriege um juristische Hoheit sind an Absurdität kaum zu überbieten. Abgesehen davon sind es vor allem die Behörden, die unter dem Dauerstreit leiden: Mit jeder weiteren Anzeige steigt der Aufwand für Staatsanwaltschaft und Polizei. Und das in einem System, das selbst ohne solche Anzeigen-Schlachten längst an seine Grenzen stösst.