BLICK: Marcel Hänggi , wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Volksinitiative zu lancieren?
Marcel Hänggi: Ich habe als Journalist im Dezember 2015 von den Verhandlungen über das Pariser Klimaabkommen berichtet. Das ist ein guter Vertrag, aber er enthält keine Instrumente, um die Regierungen zur Einhaltung ihrer Verpflichtungen zu zwingen. Also müssen das die Zivilgesellschaften in den einzelnen Ländern tun. Das will ich mit der Initiative.
Sie sind Journalist. Ist es nicht eine Rollenvermischung, jetzt Aktivist zu sein?
Ja, das ist so. Ich kam an den Punkt, an dem ich nicht mehr länger schreiben wollte, was man tun müsste, sondern selbst etwas tat. Klar ist, dass ich nun nicht mehr als Journalist über Klimapolitik schreiben kann.
Die Initiative verlangt, dass die Schweiz bis 2050 fossile Energieträger verbietet. Ziemlich radikal ...
Gar nicht. Die Initiative verlangt eigentlich nur, wozu sich die Schweiz in Paris schon völkerrechtlich verpflichtet hat. Jetzt geht es darum, dieser Unterschrift Taten folgen zu lassen. Das Wort Verbot klingt negativ, aber wir verbieten vieles, weil wir überzeugt sind, dass es Schaden anrichtet: Atomwaffen, Folter, Sklaverei, Drogen. Fossile Energieträger gefährden die Welt ebenso stark.
Was bringt es, wenn die kleine Schweiz Erdöl verbietet?
Natürlich würde es mehr einschenken, wenn China oder die USA aus den fossilen Energieträgern aussteigen würden. Aber wir können einen Unterschied machen – als eines jener Länder, die mutig vorangehen. So wie Schweden, das den Verbrauch fossiler Energien bis 2045 verbieten will.
Doch wenn Staaten wie Deutschland, Frankreich und Italien nicht mitziehen, setzen wir die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft aufs Spiel.
Nein. Denn unsere Initiative sieht Ausgleichsmassnahmen zum Schutz der heimischen Industrie vor. Und der Ausstieg aus den fossilen Energien birgt auch wirtschaftliche Chancen: Wenn Kohle und Öl verboten sind, werden andere Energieträger wie Sonne, Wind und Wasser konkurrenzfähig. Der Markt löst das Problem nicht von allein. Es braucht Druck, damit wirklich etwas passiert.
Die Schweiz hat das Pariser Klima-Abkommen ratifiziert. Die Träger der Gletscher-Initiative sind sicher: Wollen wir die darin festgehaltenen Ziele erreichen, dürfen unsere Autos, Häuser und Fabriken kein CO2 mehr ausstossen. Bis 2050 soll daher die Nutzung von Erdöl, Erdgas und Kohle verboten werden.
Im provisorischen Initiativtext sind zwei Ausnahmen vom Verbot vorgesehen: Wenn es technisch nicht anders geht oder wenn eine Methode entwickelt wurde, CO2 unterirdisch sicher aufzubewahren, sodass es nicht in die Atmosphäre gelangt.
Die Schweizer Wirtschaft müsste sich komplett neu ausrichten und würde weniger wettbewerbsfähig. Das wissen auch die Initianten. Der Text sieht daher vor, dass Nachteile, die einheimischen Unternehmen gegenüber ausländischen Wettbewerbern erwachsen, entschädigt werden.
Um ohne eine Partei oder einen Verband im Rücken genügend Unterschriften für eine Volksinitiative zu sammeln, wird am 25. August ein Verein gegründet. Erst wenn dieser garantiert, dass mindestens 80'000 Unterschriften zusammenkommen, wird die Initiative lanciert.
Die Schweiz hat das Pariser Klima-Abkommen ratifiziert. Die Träger der Gletscher-Initiative sind sicher: Wollen wir die darin festgehaltenen Ziele erreichen, dürfen unsere Autos, Häuser und Fabriken kein CO2 mehr ausstossen. Bis 2050 soll daher die Nutzung von Erdöl, Erdgas und Kohle verboten werden.
Im provisorischen Initiativtext sind zwei Ausnahmen vom Verbot vorgesehen: Wenn es technisch nicht anders geht oder wenn eine Methode entwickelt wurde, CO2 unterirdisch sicher aufzubewahren, sodass es nicht in die Atmosphäre gelangt.
Die Schweizer Wirtschaft müsste sich komplett neu ausrichten und würde weniger wettbewerbsfähig. Das wissen auch die Initianten. Der Text sieht daher vor, dass Nachteile, die einheimischen Unternehmen gegenüber ausländischen Wettbewerbern erwachsen, entschädigt werden.
Um ohne eine Partei oder einen Verband im Rücken genügend Unterschriften für eine Volksinitiative zu sammeln, wird am 25. August ein Verein gegründet. Erst wenn dieser garantiert, dass mindestens 80'000 Unterschriften zusammenkommen, wird die Initiative lanciert.