Kuriosität in St. Gallen
Dieser «Gewerkschafter» will für die SVP ins Parlament

Eben kürten Forscher die SVP zur neuen Arbeiterpartei. Jetzt haben sie schon selbsternannte Gewerkschafter.
Publiziert: 11.02.2016 um 19:39 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:50 Uhr
Ist in Berneck im St. Galler Rheintal aufgewachsen: SVP-Gewerkschafter Marcel Adolf.

In St. Gallen finden Ende Februar die Kantonsratswahlen statt. Da verwundert es nicht, wenn Politiker mit dem Slogan «Ein echter Gewerkschafter für das Rheintal!» um Stimmen werben. Dennoch dürfte mancher Ostschweizer das Plakat von Marcel Adolf überrascht haben.

Denn der 25-Jährige will nicht etwa für die Sozialdemokraten ins Parlament, sondern für die SVP. Adolf arbeitet in einer grossen Firma in der Textilbranche und vertritt dort die Interessen der Büezer.

So wirbt SVP-Gewerkschafter Adolf um Wählerstimmen. PS: Bei dieser Gelegenheit möchten wir Herrn Adolf noch mitteilen, dass seine Internetseite «marceladolf.CH» heisst - nicht «.COM» wie oben angegeben.

Er sieht kein Problem, als rechter Politiker auch Gewerkschafter zu sein. «Heute wählen viele Arbeitnehmer SVP. Etablierte Gewerkschaften wie die Unia vertreten aber fast nur linke Anliegen», erklärt er.

Deshalb sei er auch nicht Mitglied bei einer grösseren Gewerkschaft, sondern kämpft innerhalb des Betriebs für gute Arbeitsbedingungen. Denn eine starke Stimme der Arbeiter sei nach wie vor wichtig, erklärt er.

«Es bringt nichts fünf Prozent mehr Lohn zu fordern»

Da er selbst im Betrieb arbeite, könne er diese «viel besser artikulieren als Profi-Gewerkschaften». Schliesslich sitze er selbst im gleichen Boot. Rund 20 Stunden pro Monat wendet er für die gewerkschaftliche Arbeit auf. «Ich bin Vollblut-Gewerkschafter», sagt er stolz.

Dabei gehe er eher zurückhaltend zur Sache und pflege eine gute Beziehung zur Geschäftsleitung. «Es würde nichts bringen, in der aktuellen Wirtschaftslage fünf Prozent mehr Lohn zu fordern», findet er.

Kürzlich habe er für eine Erhöhung um 0,3 Prozent plädiert. Damit sei er zwar nicht durchgekommen, dafür habe die Firma versprochen, dass es trotz Frankenstärke keine Mehrarbeit gebe. Ebenfalls erreicht habe er, dass Angestellte bereits ab 45 Jahren eine zusätzliche Ferienwoche erhalten.

«Solche Verhandlungen sind bei uns hart, aber immer fair. Es ist quasi die erste Stufe der Sozialpartnerschaft. Die Unia sollte sich dringend mehr daran orientieren», so Adolf.

Erst kürzlich befanden zwei SP-nahe Wissenschafter, dass die SVP die neue Arbeiter-Partei sei (BLICK berichtete). Ob die Gewerkschaften deshalb bald in rechter Hand sind, darf dennoch bezweifelt werden. (vuc)

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