Das letzte Wochenende stand in der halben katholischen Schweiz im Zeichen von Bruder Klaus. So wurde gestern Abend in Solothurn ein «Friedens- und Wunschstein Bruder Klaus» eingeweiht.
Mit dabei der liberale Bischof von Basel, Felix Gmür (51), und der Solothurner FDP-Bildungsdirektor Remo Ankli (44). Bischofssprecher Hansruedi Huber erklärt die Unterstützung der Feier durch den Bischof so: «Das Denkmal ermöglicht es auf einfache Art, mit dem friedvollen Geist von Bruder Klaus in Verbindung zu treten.» Dieser sei eine Integrationsfigur, mit der sich unterschiedlichste politische Färbungen identifizieren können: «Das war und ist seine grosse Stärke!»
Der 600. Geburtstag von Bruder Klaus führte damit zu einem bischöflichen Fernduell. Denn einen Tag zuvor feierte ein anderer hoher Geistlicher Niklaus von Flüe ebenfalls. In Obwalden trat der Churer Bischof Vitus Huonder (75) an einer politischen Veranstaltung auf. Er feierte mit alt Bundesrat Christoph Blocher (76, SVP) und SVP-Bundesrat Guy Parmelin (57) vor gut 2000 Gästen.
Sowohl Huonder wie Blocher betonten die Rolle von Bruder Klaus als Retter der Eidgenossenschaft. Im Zentrum von Blochers Rede stand das Zitat «Machet den Zun nicht zuo wit!». Die Geschichtsforschung belegt jedoch, dass das Zitat gar nicht Niklaus von Flüe stammt, sondern erst Jahre nach seinem Tod dem Eremit zugeschrieben wurde. Blocher verwendete es, um vor den Gefahren der EU zu warnen.
Das Interesse der mehrheitlich protestantischen SVP an einem katholischen Heiligen ist verständlich: Bruder Klaus soll als Symbolfigur die Isolationspolitik der Blocher-Partei stützen.
Auch in Solothurn wird Bruder Klaus eine politische Rolle zugesprochen, aber nicht die isolationistische. Regierungsrat Ankli, der katholische Theologie und Geschichte studiert hatte, erinnert an Bruder Klaus als innenpolitische Figur, dem Solothurn viel verdanke: «Vor 536 Jahren lagen sich die alteidgenössischen Orte in den Haaren – Landorte gegen Stadtorte.» Es kam zu Saubannerzügen und Sonderbündnissen. «Die Ratschläge des Eremiten aus dem Ranft führten zu einer friedlichen Lösung», so Ankli.
Die Idee zum Bruder-Klaus-Stein hatte der Solothurner Philosoph und Konzeptkünstler Simon Reitze. Er warnt vor der politischen Instrumentalisierung von Bruder Klaus: «Wenn manche Menschen glauben, er sei vor allem oder nur für sie da, ist das ein Missverständnis der Natur von Heiligen. Heilige sind für alle da.»