Wir Schweizer sind zu Recht stolz auf unsere humanitäre Tradition. Das betonen zurzeit wieder Politiker aller Couleur. Doch die überharte Handhabung der humanitären Visa widerspricht unserem Selbstbild.
Ein Instrument der Hilfe läuft in der kalten Bürokratie auf. Das Mutterland des Roten Kreuzes verschliesst vor dem Leid der Welt die Augen – und die Tore. Helfen wolle man künftig lieber vor Ort, heisst es. Irgendwie. Irgendwo. Irgendwann.
Niemand verlangt von der Schweiz, dass sie die Flüchtlingskrise im Alleingang löst. Dass wir aber in Zeiten grösster Not eine Fluchtroute kappen, ist ein fatales Signal und gehört korrigiert. Damit das hohe Lied von der humanitären Tradition nicht zur hohlen Phrase verkommt.