Klimaleugner und SVP-Nationalrat Dettling
«Ich lebe gerne in wärmeren Zeiten»

Höhere Macht statt von Menschenhand gemacht: SVP-Nationalrat Marcel Dettling (37) glaubt nicht an den Klimawandel. Der Bauer freut sich sogar über die Hitzeperiode.
Publiziert: 07.08.2018 um 11:42 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:57 Uhr
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«Ich bin überzeugt, dass es eine höhere Macht gibt. Wir Menschen bestimmen nicht alles», sagt SVP-Mann Marcel Dettling zum Hitzesommer 2018.
Foto: 50 Patrick Luethy

Auf seinem Hof hat er «genug Wasser und alles blüht»: SVP-Nationalrat Marcel Dettling (37) sieht wegen der Hitze keinen Handlungsbedarf – zumindest nicht für den Klimaschutz. Der Innerschweizer erklärt im «Boten der Urschweiz» seine Sicht zur aktuellen Hitzeperiode.

«Das Wetter hat die Menschen schon immer beschäftigt», sagt der Landwirt auf die Frage, ob ihm die SVP-Haltung zum Klimaschutz – die Partei will davon nichts wissen – nicht Sorgen bereite.

Mensch soll nicht allein für Klimawandel verantwortlich sein

Man bestreite ja nicht, dass es einen Klimawandel gebe, so Dettling. «Wir bestreiten nur, dass der Mensch allein für den Wandel verantwortlich sein soll.»

Der Innerschweizer glaubt nicht, dass Klimaextreme immer häufiger und in kürzeren Abständen vorkommen – obwohl dies Klimaexperten seit Jahren feststellen. «Ich bezweifle das. Früher gab es kalte Perioden. Die halbe Welt war mit Eis bedeckt», sagt der SVP-Mann und führt aus: «Schon im 15. und 16. Jahrhundert gab es aber auch Hitzewellen, wie wir sie jetzt erleben», relativiert der Volksvertreter.

Dettling hat es lieber warm

Statt sich Sorgen zu machen, sieht Marcel Dettling die schönen Seiten am Extremsommer 2018. «Ich lebe lieber in wärmeren Zeiten», sagt er im Interview. «Es ist menschlich, dass immer Schuldige gesucht werden sollen.» Früher seien die Götter verantwortlich gewesen – oder der sündige Lebenswandel der Bewohner. Jetzt soll es einzig der Mensch sein. «Man sucht krankhaft nach einem Schuldigen für die Klimaveränderung.»

Um den Schuldigen zu finden, müsse man nach oben blicken. «Ich bin überzeugt, dass es eine höhere Macht gibt. Wir Menschen bestimmen nicht alles», so Dettling. «Es gibt Sachen, die man sich nicht erklären kann.» Umweltbewusstsein sei zwar «das oberste Credo», «aber was jetzt gemacht wird, hat oft mehr mit Geldmacherei zu tun».

Geld fordern auch die Bauern vom Bund. Heute legt Bauernpräsident Ritter (51, CVP) einen Forderungskatalog vor.

Dettling prangert Fleischimporte an

«Es geht primär um Zollforderungen», meint Dettling. Die Bauern müssen wegen der Hitze Streu und Heu importieren. Dafür sollen die Zölle gesenkt werden – eine Massnahme, die Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (66) gestern auch angekündigt hat.

Doch der Bund handle nicht konsequent, sagt Dettling und gibt ein Beispiel: «Was ich nicht verstehe, ist, dass gleichzeitig vom Bundesamt für Landwirtschaft ein Antrag von Proviande bewilligt wurde, 800 Tonnen Fleisch zu importieren.» Das habe bereits massive Auswirkungen auf den Fleischpreis, da viele Bauern ihre Tiere wegen der Hitze zum Schlachter bringen. Somit ist mehr Fleisch auf dem Markt – der Preis sinkt. In der jetzigen Situation Fleisch zu importieren, sei deshalb «das Dümmste, was mir je zu Ohren gekommen ist». (vfc)

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